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Frauenhände an einer Querflöte
Legende: Spotify schüttet 70 Prozent der Einnahmen an die Rechteinhaber aus – bei den Künstlern kommt wenig davon an. Getty Images

Musik Musikdienst Spotify macht berühmt, aber nicht zwingend reich

Auf Spotify kann man über 20 Millionen Musiktitel aus allen Sparten hören – und zwar gratis oder zumindest fast. Während die User in diesem verführerischen Musik-Schlaraffenland schlemmen und die Musikindustrie frohlockt, ächzen viele Musiker.

Schon vor über 10 Jahren gab es im Internet Tauschbörsen wie Napster, wo es Musik aller Art gratis gab – allerdings illegal. Gemäss einer Studie von Mediavision ist die Piraterie-Quote in Schweden nun seit 2009 markant gesunken, auch in Norwegen und in Holland wird eine ähnliche Entwicklung bemerkt. Gleichzeitig stiegen die Umsätze der digitalen Musikindustrie. Beobachter sehen hier einen Zusammenhang zum Start des Musik-Streaming-Diensts Spotify. Nicht mehr downloaden, sondern streamen, das sei eine attraktive Alternative zur Piraterie.

Spotify

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Der Musik-Streaming-Dienst wurde 2006 in Schweden gegründet. Mittlerweile kann man man über 20 Millionen Titel aus allen Musiksparten kostenlos abspielen – jedoch mit Werbung und ohne Offline-Nutzung. Wer zahlt, hat keine Einschränkungen. 75 Prozent der weltweit 24 Millionen Nutzer nutzen Spotify kostenlos.

Streamen als Alternative zum Kauf

Auf Spotify sucht man nach Künstlern oder nach Titeln und drückt einfach «Play» – ein schneller, leichtfüssiger, und unverbindlicher Musikkonsum, ganz legal und bis zu einem bestimmten Limit ebenfalls gratis. Den Meisten – vor allem jungen – Spotify-Usern genügt das. Drei Viertel von ihnen zahlen trotz geschickter Köderung nichts für die Musik, die sie hören, Werbeeinnahmen machen es möglich. Eine Möglichkeit gratis Musik zu hören, werden User wohl auch in Zukunft immer erwarten.

Umsatzeinbussen auch bei klassischen Musikern

Das Klassikangebot auf Spotify ist recht umfassend, auch exotisches Repertoire ist zu haben. Einige Independent-Labels sind allerdings nicht vertreten, darunter Hyperion, Farao oder ECM. Klassik-Interpreten wissen manchmal gar nicht, dass ihre Musikaufnahmen schon seit Jahren auf Spotify angeboten und gehört werden, da sie teilweise die moderne Art des Musikkonsums nicht kennen, wie das Tonhalle Orchester Zürich zum Beispiel.

Aber das Orchester vertraut sowieso mehr auf sein Stammpublikum, das sich nicht mit Internet auskennt, physische Tonträger kauft und gerne ein schönes Booklet durchblättert. Dementsprechend verkauft das Orchester auch nur 15 bis 20 Prozent seiner Aufnahmen digital.

Beim Schweizer Carmina Quartett sind hingegen 40 bis 50 Prozent digitale Verkäufe. Das Kammermusikensemble verzeichnet jedoch seit 2011 einen deutlichen Rückgang in den Einnahmen aus Musikverkäufen – ab dann war Spotify in immer mehr Ländern verfügbar, zum Beispiel in den USA, Deutschland und in der Schweiz.

Es hängt also nicht nur vom Willen der Interpreten ab, ob ihre Musik bei Spotify vertreten ist oder nicht, sondern vom Vertrag, den sie mit ihrem Label haben.

Publizität statt Geld

Ähnlich wie viele U-Musiker sehen aber das Tonhalle Orchester Zürich und das Carmina Quartett neben den ernüchternden Einnahmen den grossen Vorteil von Streaming-Diensten: Die globale Publizität. Spotify – vom Layout dem iTunes-Store sehr ähnlich – empfiehlt seinen Usern Musik. Diese wiederum erstellen individuelle Playlists und verbreiten sie rasant per Mail, SMS oder über Social-Media. So können auch unbekannte oder Nischenmusiker von einem neuen Publikum entdeckt werden.

Labels verdienen

Die Labels andererseits haben mit Spotify ein neues, erfolgversprechendes Vertriebsinstrument. Sie erhalten Geld für die gestreamten Titel ihrer Interpreten, und gleichzeitig sind gemäss dem Spotify-PR-Chef Marcel Grobe die Labels Sony, Warner, Universal, EMI, Merlin und The Orchard selbst an Spotify beteiligt. Genaue Zahlen unterliegen einer Verschwiegenheitsklausel, gemäss Medienberichten sollen es zwischen 15 und 20 Prozent sein. Spotify zahlt 70 Prozent sämtlicher Einnahmen an die «Rechteinhaber» – das sind je nach Vertrag die Labels oder die Künstler. Nach Aussagen von Künstlern kommt bei Ihnen jedoch nur ungefähr ein halber Rappen pro Stream an.

Nicht jede Lösung schadet den Interpreten

Der digitale Fortschritt kennt kein Erbarmen. Es gibt verschiedene Wege, wie Streamingtitel aus Spotify in die eigene Mediathek «entführt» werden können und so einfach auf CD gebrannt oder auf den iPod kopiert werden.

Auch YouTube hat damit zu kämpfen, denn mit einfachen, legalen Programmen lassen sich Youtube-Videos und somit auch Gratis-Musik in die eigene Mediathek laden. Auch mit der kostenpflichtigen Funktion iTunes-Match werden sämtliche Titel der iTunes-Mediathek (auch illegal gesammelte) in legale Musik verwandelt.

Auf der Musik-Website Bandcamp.com hingegen, können Musiker selbst bestimmen, wie und für welchen Preis sie ihre Musik anbieten wollen.

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