Den grossen Dänen mit dem ewig langen Namen haben sie ihn auch genannt – «The great dane with the never ending name». Niels-Henning Ørsted Pedersen (1946 – 2005) war so unglaublich virtuos, dass auch schon mal die Vermutung geäussert wurde, hinter dem langen Namen verstecke sich nicht ein Bassist. Sondern zwei.
Als Teenager schon Hausbassist
Natürlich könnten solche Verdachtsmomente in der heutigen Zeit der allgegenwärtigen Videos nicht mehr aufkommen. Niels-Henning Ørsted Pedersen, oder kurz NHØP, hat viel gespielt und wurde gut dokumentiert: mit Bild- und Ton-Aufnahmen. Schon mit 15 Jahren war er der Hausbassist im Jazzhus Montmartre in Kopenhagen. Das war Mitte der 1960er-Jahre.
Alle grossen Amerikaner auf der Europa-Tour hat er begleitet. Den Meister-Pianisten Bill Evans. Oder den Saxophon-Giganten Dexter Gordon. Die Liste ist endlos. Ausserdem hatte er damals schon das Angebot von einem der ganz grossen Bandleader dieser Zeit: Count Basie. Damit hätte er in den USA ganz oben einsteigen können.
Man for all sessions
Aber NHØP bleibt in Kopenhagen. Einerseits ist er noch zu jung für eine Arbeitserlaubnis in den Vereinigten Staaten. Andererseits hätte er damals während des Vietnamkriegs in den USA in die Armee eingezogen werden können. Er spielt zwar mit Count Basie, wird aber nie zu dessen regulärem Bassisten. Kopenhagen bleibt sein Leben lang die Homebase seiner Karriere.
Diese Karriere aber führt in an der Seite der allerbesten Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts rund um den Planeten. Meistens als Begleiter für andere. Für den ebenfalls sehr virtuosen Pianisten Kenny Drew. Oder auch für den Tastenlöwen par excellence: Oscar Peterson. Mit seiner immensen Erfahrung und seiner grenzenlosen Technik kann NHØP einfach alles spielen.
Manchmal ist er aber auch Bandleader. Dann gerät die Virtuosität vielleicht etwas zu sehr in den Mittelpunkt. Und auch sein Sound in den 1980er-Jahren lässt heutige Bassisten bisweilen das Gesicht verziehen. Zu elektrisch finden ihn viele, zu dünn, mit zu wenig Holz und zu wenig Luft drin. Ihm selber war es hinterher offenbar nicht so wichtig, wie er getönt hat. Der Moment zählte. Wenn die Tontechniker seinen Sound auf 1980er-Jahre trimmten, war NHØP bereits schon auf der nächsten Bühne.