Zwölf Jahre lang gehörte Pekka Kuusistos Musikerherz einer Italienerin, einer Giovanni-Battista-Guadagnini-Geige von 1752. Die beiden kannten sich in- und auswendig. Aber seit etwa einem Monat hat der finnische Geiger nun ein ganz neues Instrument, eine Stradivari von 1727, die beiden lernen sich gerade kennen.
Date mit einer Schachtel aus Holz
«Die Guadagnini war ein tolles Instrument, wie eine Trompete, sehr klar und deutlich in ihrer Aussprache.» Seine neue Geige ist ein bisschen älter als ihr Vorgängermodell und ganz anders.
«Dieses Instrument ist ein Wolf im Schafspelz! Stradivaris enthüllen ihr Geheimnis erst nach einer langen Zeit und ich habe immer noch das Gefühl wir haben unser erstes Date. Aber diese Geige hat eine grosse Persönlichkeit, sie ist sehr geheimnisvoll und das ist es, was ich brauche.»
Wenn er sie spiele, habe er das Gefühl, der Klang komme von überall her. «Und das ist schon magisch, schliesslich ist das eigentlich nur eine kleine Holzschachtel.»
Eine Geige, die alles kann
Pekka Kuusisto experimentiert gerne mit verschiedenen Stilen, Klangfarben und Spielweisen. Auch mit der Stradivari hat er schon vieles ausprobiert. Obwohl er seine neue Geige noch nicht lange spielt, hat er schon tausende neue Klänge entdeckt. Und jeden Tag werden es mehr.
Die Stradivari passt nicht nur zum klassischen Repertoire für Geige, sondern auch zu Volksmusik und inspiriert Kuusisto beim Improvisieren. «Man kann sie sogar wie eine Mandoline oder ein Banjo spielen. Und sie hat nichts gegen Musik, die auch mal roh und wild sein kann. Ich glaube diese Geige ist bereit für alles.»
Beethoven als Wundermittel
Grundsätzlich muss Pekka Kuusisto viel üben. «Ich glaube meine Hände sind nicht ideal für die eines Geigers, meine Finger sind zu kurz und zu dick.» Dabei ist es gerade das Üben, das ihm die Lust an der Musik nimmt. Und das passiert manchmal, wenn Pekka Kuusisto eine schwierige Stelle übt. «Man spielt dann zwar die richtigen Noten, aber die Musik verliert ihre Bedeutung.»
Oft arbeitet Pekka Kuusisto sogar noch am Tag vor dem Konzert Details heraus. Dann ist er technisch zwar in Bestform, hat manchmal aber kurz vor dem Konzert das Gefühl, er kann keine Musik mehr ausdrücken.
«Für solche Fälle habe ich einen Geheimtrick: Entweder spiele ich ein bisschen Volksmusik oder eine Melodie aus dem 3. Satz von Beethovens Klaviertrio Nr. 6. Diese Melodie sitzt einfach perfekt in der Hand jedes Geigers und danach denke ich dann: Ach, das kommt schon gut!»