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Ran Blake in schwarzem Pullover vor schwarzem Hintergrund, die eine Hand über eine Klaviertastatur gelehnt.
Legende: Er betreibt Stil-Experimente meist radikaler als seine Kollegen: Ran Blake, der diese Woche 80 Jahre alt wurde. cc / Brian McMillen

Musik Ran Blake fand durch einen Psycho-Thriller zum eigenen Stil

Die Musik von Ran Blake ist oft düster, introvertiert, geheimnisvoll. Nicht von ungefähr: Ein schockierender Kinofilm wurde für Blake zu einem Trauma, das ihn bis heute nicht loslässt. Dass sich in seinem Leben nicht alles zum Dunklen wendete, verdankt er einer Sängerin.

Es ist ein Schock, der ein ganzes Leben lang anhält: Mit 12 Jahren schaut sich Ran Blake den Film noir «The Spiral Staircase» an, einen amerikanischen Psycho-Thriller. Er geht den Film ein zweites Mal schauen, und ein drittes und viertes Mal. Schliesslich hat Ran Blake «The Spiral Staircase» in 20 Tagen 18 Mal gesehen – kein Wunder, dass ihn das Werk ein Leben lang nicht mehr loslässt.

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Fledermaus im Unterholz

Filmregisseur wird er trotzdem nicht, und auch nicht Schauspieler. Die Figuren, die Stimmungen, die Filmmusik aber, das alles fliesst ein in seine Musik. Ran Blake wird Pianist, und seine Musik ist oft dunkel und geheimnisvoll, verwunschen, in sich gekehrt.

Ein Riesenglück, trifft der introvertierte Ran Blake auf die afroamerikanische Sängerin Jeanne Lee. Diese Power-Frau hat nicht nur ein musikalisches Verständnis für die komplexen und oft dunklen Harmonien von Ran Blake. Nein, sie findet die Musik ihres Kollegen auch ausgesprochen inspirierend. Und sie findet sich mit ihrer unfehlbaren Intonation auch im dichtesten Akkord-Gestrüpp von Ran Blake mühelos zurecht – wie eine Fledermaus im Unterholz.

Hühnerhaut garantiert

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Dabei sind die Stücke, die Ran Blake auf der ersten Platte mit Jeanne Lee einspielt, nicht an sich überraschend. «Laura» ist zum Beispiel dabei, ein Jazz-Standard aus dem Bilderbuch. Aber was Ran Blake zusammen mit Jeanne Lee daraus macht, das beschert Hühnerhaut.

«The Newest Sound Around» heisst das erste Duo-Album, das Ran Blake und Jeanne Lee gemeinsam aufnehmen. Es ist ein Startschuss zu einer langen Karriere, in der Ran Blake nicht nur als Musiker arbeitet, sondern vor allem auch unterrichtet. Gleichzeitig ist das Album aber auch ein heute noch gültiger Meilenstein, eine Versuchsanordnung, zu der Blake immer und immer wieder zurückkehrt – aktuell zum Beispiel mit der Sängerin Sara Serpa auf dem Duo-Album «Ghost Tones».

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