Vor drei Jahren flohen die Mitglieder der syrischen Band Khebez Dawle aus ihrem Heimatland. Khebez Dawle bedeutet: Staatsbrot. Definitiv kein Brot mehr hatten die jungen Musiker in Syrien, nachdem die Proteste im Zuge des Arabischen Frühlings niedergeschlagen worden waren.
Sie konnten weder eine CD aufnehmen, noch Konzerte geben – zu argwöhnisch wurden sie vom Assad-Regime beobachtet. Ihr Schlagzeuger, ein Aktivist, wurde erschossen. Ihr zweiter Gitarrist in die Armee eingezogen. Zeit, um aufzubrechen.
Musik, die den demokratischen Gedanken trägt
Anfang 2013 suchten die Bandmitglieder Zuflucht im Libanon. In Beirut brachten sie schliesslich ihr langersehntes Debüt-Album heraus und feierten den Release mit einem Konzert. Eine Premiere. Der erste Höhepunkt ihrer Karriere.
Ihre Lieder sind Ausdruck einer Generation, die dank der Revolution Hoffnung schöpfte, diese aber mit dem Bürgerkrieg begraben musste. Ihre Mission: die demokratischen Gedanken der Revolution aufrecht zu erhalten, sagt der Bandleader Anas Maghrebi.
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Surreale Ankunft in Griechenland
Mitte letzten Jahres verliess Khebez Dawle den Libanon. Die Musiker verkauften all ihre Instrumente, um Schlepper für die Überfahrt nach Griechenland zu bezahlen. Der Motor des Schlauchboots setzte aus. Die Flucht auf dem Meer: Stunden voller Todesangst.
Alles andere als dramatisch hört sich hingegen die Ankunft auf Lesbos an. Per Zufall sollen die Flüchtlinge am Strand eines Hotels gelandet sein. Khebez Dawle verteilen daraufhin kurzerhand ein paar ihrer CDs an sonnenbadende Touristen. Mit geliehenen Instrumenten geben die Syrer auf ihrem Weg nach Deutschland immer wieder Konzerte. Khebez Dawle singen von Aufstand, Krieg und Freiheit; verarbeiten in ihren Songs, was sie erlebt haben.
Kinofilm und Europatournee geplant
Ihre Flucht haben die Musiker mit einer Kamera und ihren Handys festgehalten. Geplant ist ein Dokumentarfilm, der noch dieses Jahr in die Kinos kommen soll. Bei ihrer Ankunft in Berlin machten sich Leute aus der Musikbranche für Khebez Dawle stark. Die Band wurde daraufhin von den Behörden als Familie behandelt; die Mitglieder wurden nicht auf verschiedene Bundesländer verteilt.
Zuversichtlich sind Maghrebi und seine Kollegen nun auch, was ihre Zukunft betrifft. Sie rechnen fest damit, in den nächsten Wochen Asyl zu bekommen, und damit reisen und Geld verdienen zu dürfen. Dann steht auch ihrer Tournee nichts mehr im Weg: mit Start in Berlin und einem Abschlusskonzert auf Lesbos. Die Balkanroute retour: Diese Tour soll den Grundstein für eine europaweite Karriere legen. In Deutschland dürfte zumindest Anas Maghrebis Bekanntheit bereits im April Auftrieb bekommen: Er ist – neben Smudo – als Podiumsteilnehmer für die «Counter Speech Tournee 2016» gegen Rassismus gesetzt.