Viele sind erstaunt über die Wahl Markus Mufflers zum neuen Leiter des Stimmen-Festivals. Vor allem wegen seines beruflichen Hintergrunds: Muffler ist studierter Volkswirt und war jahrelang als Banker tätig. Sein Vorgänger und Stimmen-Initiant Helmut Bürgel ist Geisteswissenschaftler, Künstler und Journalist.
Bob Dylan unter der Dusche
Auch in ihrem Bezug zur Musik unterscheiden sich die beiden. Bürgel war bekannt für seine explizite Leidenschaft für die menschliche Stimme, Mufflers Leidenschaft gilt der Musik ganz allgemein. Er ist Hobby-Instrumentalist und er mag Rock, Pop, Jazz und Soul. Einen persönlichen Bezug zur Stimme hat er nicht, aber er singt ab und zu in der Badewanne oder unter der Dusche Songs von Bob Dylan.
Muffler ist ein properer Mann Ende 40. Er wuchs in einer Kleinstadt im Schwarzwald auf, arbeitete in Deutschland und England und lebt nun verheiratet in Freiburg im Breisgau. Nach seinem Ausstieg aus der Finanzbranche gründete er die Firma Pinetree, welche Musikfestivals organisiert. Zum Beispiel das Indie-Pop-Musikfestival Between the Beats, das sich der Musik zwischen den Mainstreams widmet. Es findet ebenfalls in Lörrach statt.
Er mag es kurz, kompakt und klar strukturiert
Es wird sich zeigen, wie sich das Stimmen-Festival unter Mufflers Leitung auf längere Sicht entwickelt. Eines steht jedoch fest: Er mag es kurz, kompakt und klar strukturiert. Das Programm wurde dieses Jahr gestrafft auf zwei Wochen. Sechs verschiedenen Spielorten ist je ein Musikgenre zugeordnet. Zum Beispiel Roots und Folk im Rosenfelspark Lörrach oder A-capella-Gesang in Augusta Raurica.
Stilistisch wünscht sich der neue Leiter insgesamt eine «angstfreie» Erweiterung des Stimmen-Spektrums, etwa in Richtung elektronisch verfremdeter Stimmen wie von James Blake oder «!!!». Im Vergleich zu den Vorjahren gibt es bereits eine Veränderung: weniger klassische Beiträge und weniger exquisite Trouvaillen zeitgenössischer Weltmusik.
Bürgerstolz und Strahlkraft
Muffler hat Strategien für die Zukunft, er möchte das Festival stärker in der Kulturagenda und im Tourismus der Region verankern. Er spricht von Bürgerstolz und Strahlkraft.
Des Weiteren will er das Stimmenfestival und das Lörracher Kulturzentrum Burghof – das er ebenfalls leitet – näher zusammenführen. Es soll für die Öffentlichkeit klar werden, dass beides vom selben Team programmiert wird. Diese Konvergenz soll nicht zuletzt auch finanzielle Vorteile bringen: Bei einer negativen Bilanz auf der einen oder auf der anderen Seite könnten sich die beiden Institutionen gegenseitig finanziell abfedern.