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Drei Männer laufen durch Ruinen.
Legende: Monzer Darwish widmet seinen Film «Syrian Metal is War» den im Krieg gestorbenen Metal-Musikern. Monzer Darwish

Musik Syrien: Die Liebe zum Metal stirbt zuletzt

Syrische Metal-Musiker machen weiter wie bisher. Obwohl der Krieg wütet, geben sie Konzerte – in der Öffentlichkeit und im Untergrund. Sie riskieren ihr Leben für ihre Leidenschaft. Der 23-jährige Syrer Monzer Darwish hat die Furchtlosen in den letzten zwei Jahren mit der Kamera begleitet.

Was bedeutet Metal-Musik für Sie persönlich?

Monzer Darwish: Metal war in den dunkelsten Tagen mein bester Freund und brachte mir in schweren Zeiten Linderung.

Und was gibt Metal den syrischen Musikern, die Sie in ihrem Film porträtieren?

Monzer Darwish

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Der 23-Jährige ist Grafiker und Metal-Fan aus Al Salamiyah in Syrien. Momentan hält er sich in Algerien auf, um seinen Film zu schneiden. Seine Familie lebt noch immer in Syrien. Am 17. Januar 2015 wird ein erster Rohschnitt am Norient-Festival gezeigt.

Es ist der einzige Weg, sich vom Zorn zu befreien, die einzige Möglichkeit für Sie, der Welt zu zeigen, was hier bei uns passiert. Es gibt Bands wie «Netherion» (YouTube) aus Damaskus, in deren Songs man den Einfluss des Krieges hören kann.

Sie haben einen Teil des Films mit dem Handy aufgenommen. Warum?

Filmen ist in Syrien generell nicht erwünscht. Es ist also schon in einer «normalen» Situation gefährlich. Auch ohne Krieg müssten wir viele Formulare ausfüllen, eine Genehmigung der Regierung, der Polizei einholen. Ich habe mich um eine Genehmigung gekümmert, sie natürlich aber nicht bekommen. Also habe ich ohne Genehmigung gefilmt. Zuerst mit dem Handy, dann mit einer normalen Kamera. Aber ich musste die Kamera immer verstecken.

Warum haben Sie diese Gefahr auf sich genommen?

Ich mache diesen Film für meine Freunde, die nicht überlebt haben. Für die, die den Film nicht sehen können, die dieselbe Denkweise hatten wie ich und dieselbe Leidenschaft für diese Musik. Für uns ist Metal mehr als ein Hobby. Es ist ein Lebensstil.

Mittlerweile haben Sie Syrien verlassen und leben in Algerien ...

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Ja, ich bin hierher gekommen, um den Film in Sicherheit zu bringen. Und um ihn zu editieren. Das konnte ich in Syrien nicht, weil wir keinen Strom hatten. Und permanenter Strom ist dafür das Wichtigste. Aber die Behörden machen es mir hier in Algerien schwer. Ich habe schon mehrere Male Asyl beantragt. Ohne Erfolg! Ich bin illegal hier und das scheisst mich an!

Finden in Syrien jetzt immer noch Metal-Konzerte statt?

Viele Metal-Musiker haben Syrien verlassen oder sind im Krieg gestorben. Aber es gibt noch immer welche, die dort sind und weiterhin Konzerte geben. Einige Konzerte finden im Untergrund statt, andere sind öffentlich, zum Beispiel die Konzerte in Latakia, in Aleppo oder Damaskus. Aber bei öffentlichen Konzerten besteht immer die Gefahr, dass sich einer von ausserhalb unters Publikum mischt und sich dann selbst in die Luft jagt.

Und welche Rolle spielt die Politik in der Metal-Szene?

Ich kenne viele Leute, die verschiedene politische Ansichten haben und das gleiche Konzert besuchen, die gleiche Musik hören. Es ist nicht wichtig, welche Ansichten die anderen haben, solange wir die Leidenschaft teilen, solange wir uns diese Musik anhören. Einfach nur spielen und Konzerte zu besuchen – das macht glücklich. Und für die Bands ist es toll, all diese Menschen mit derselben Leidenschaft an einem Ort zu vereinen. Da draussen ist ein Krieg und sie versammeln sich, weil sie diese Musik lieben. Das ist fantastisch!

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