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Bob Dylan raucht eine Zigarette.
Legende: Bob Dylan hatte schon früh ein Ohr fürs Radio. Getty Images

Musik «Theme Time Radio Hour»: Bob Dylans einmalige Radioshow

Von 2006 bis 2009 verdingte sich der weltberühmte Barde Bob Dylan als DJ einer Radio-Show, in der er obskure Musikperlen der populären Kultur zur Neuentdeckung in den Äther schickte. Dylans «Theme Time Radio Hour» war die Verwirklichung einer 50 Jahre alten Liebe.

  • Bob Dylans Jugend war geprägt vom Radio. Dort hörte er, was ihm am meisten gefällt: alle Formen der US-amerikanischen Pop-Musik.
  • 50 Jahre später, im Jahr 2006, hat er zusammen mit dem Filmproduzenten Eddie Gorodetsky eine eigene Radioshow entworfen, wie es sie nicht mehr gibt: eine Stunde zu einem Thema – zum Beispiel Wetter, Blumen oder Alkohol.
  • In der Show bündelt Dylan Songs aus acht Jahrzehnten, es ist eine gestaltete Mischung aus allem, was ihm in der populären Musik gefällt: Rockabilly, Blues, Gospel, R 'n' B, Folk, Soul, Bebop, Country, Rap und Popmusik von 1930 bis heute.

Mitte der 1950er-Jahre in Hibbing, Minnesota. Das Städtchen mit seinen nicht ganz 20‘000 Einwohnern liegt fernab von allem, weit weg von Minneapolis, der Hauptstadt des Staates, von den Metropolen des Landes. Bis Kanada gibt es nur Wildnis, Wälder und Seen. Hibbing selbst hat keine Sehenswürdigkeiten, nur einen riesigen, von Menschen geschaufelten Grand Canyon, die Hull-Rust-Mahoning-Mine, wo Eisenerz im Tagebau gewonnen wird. Von ihr hängt das Leben ab in dieser unwirtliche Gegend mit ihrem harschen Klima, den klirrend kalten Wintern, den horrend heissen Sommern.

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Das Radio als Zufluchtsort

Für den jungen Robert Zimmermann, wie Dylan bürgerlich hiess, gibt es Auswege aus der Enge der Heimatstadt, die Filme von James Dean und Marlon Brando, die Bücher von John Steinbeck und Mark Twain, vor allem aber: das Radio. Dort hörte er, was ihm am meisten gefällt: alle Formen der US-amerikanischen Pop-Musik.

Von Duluth, der nächsten grösseren Stadt, geht damals der Highway 61 in den Süden der Vereinigten Staaten, 2300 Kilometer weit bis zur Mündung des Mississippi. Dort liegt die Wiege der populären Musik der USA: Memphis ist der Wohnort von Elvis Presley, in Clarksdale, Mississippi, wurde der Blues geboren, in New Orleans der Jazz. Viel musikalische und auch ursprüngliche Musik dringt durch den Äther in das Schlafzimmer von Robert Zimmermann. Er hört Muddy Waters, den grossen Mann des Blues, den allzu früh verstorbenen Country-Sänger Hank Williams, die jungen aufstrebenden Rock ’n’ Roller wie den schillernden Little Richard und den linkisch, studentisch wirkenden Buddy Holly. Eine wilde, ungeheuer spannende Welt, die mit seiner direkten Umgebung wenig zu tun hat. Zimmermann klebt am Radio.

Radiostunde mit Dylan: witzig, locker und geistreich

50 Jahre später, Bob Dylan ist inzwischen längst zu einem der grössten Stars der Rockmusik geworden, kommt er zurück zu dieser ersten grossen Liebe. Zusammen mit dem Filmproduzenten Eddie Gorodetsky, der ein riesiges Musikarchiv hat, entwirft er eine Show, wie es sie nicht mehr gibt: die «Theme Time Radio Hour», jeweils eine Stunde zu einem Thema – zum Beispiel Wetter, Blumen oder Alkohol. Um diese Themen bündelt Dylan Songs aus acht Jahrzehnten, eine stilistische offen gestaltete Mischung aus allem, was ihm in der populären Musik gefällt: Rockabilly, Blues, Gospel, R 'n' B, Folk, Soul, Bebop, Country, Rap und Popmusik von 1930 bis heute.

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Die «Theme Time Radio Hour» ist aber weit mehr als eine musikalische Fundgrube. Das liegt am DJ, an diesem Bob Dylan, den man hier selten locker, witzig und weise erlebt. Ohne den geringsten didaktischen Ton erzählt er von diesen Liedern, zitiert Oscar Wilde und Marilyn Monroe, spielt alte Radio-Jingles ein oder Interview-Zitate von Tom Waits, sinniert über den Niedergang der Country-Musik, diverse Esswaren, nuklearen Krieg und extravagante Hochzeiten, liest erfundene E-Mails vor – mit der bekannt zerschossenen Stimme, die hier unheimlichen Charme entwickelt.

Eine in der Art einmalige Show, wo sich Welten begegnen. Im Zusammenhang mit Dylan fällt oft der Name Shakespeare. Eines hatten die beiden sicher gemeinsam: Beide bieten sie – auf intelligente, zugängliche Art – Unterhaltung und Kultur für die Massen. Gehet hin und höret!

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