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Kirill Petrenko hat braune kurze Haare. Er lächelt.
Legende: In der Musikwelt ist er kein Unbekannter: Kirill Petrenko. Keystone

Musik Überraschende Wahl: Kirill Petrenko wird Chefdirigent in Berlin

Er gibt kaum Interviews, wirkt auf der Bühne bescheiden – und ist auf dem Weg zu einer grossen Karriere: Nach Chefpositionen an der Komischen Oper Berlin und an der Bayerischen Staatsoper München wird Kirill Petrenko Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Diese seien der «Mount Everest» für ihn.

Kirill wer? Einem, der wie Kirill Petrenko in den Medien kein Dauerbrenner ist, fehlt der Glanz des Stardirigenten. In einer medial geprägten Welt müsste so einer im Abseits stehen, könnte man meinen. Doch der Name Kirill Petrenko dürfte bald in aller Munde sein. Er wird 2018 die Nachfolge von Simon Rattle als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker antreten.

Eine überraschende Wahl

Damit hat der 43-jährige Dirigent aus dem russischen Omsk die wohl höchste Stufe auf der Karriereleiter eines Dirigenten erreicht. Für viele ist die Wahl überraschend, wurden beim letzten, ergebnislos verlaufenden Wahlprozedere im Mai doch weitaus prominentere Dirigenten wie Christian Thielemann oder Andris Nelsons hoch gehandelt.

Kein No-Name

Petrenko, der seine Zeit ungern anders als mit dem Partiturstudium, Probearbeiten und Konzerten verbringt, ist in der Musikwelt beileibe kein Unbekannter. Nach einer Chefposition an der Berliner Komischen Oper amtet Petrenko seit 2013 als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper München. Dort heimst er beste Kritiken ein. Die Fachzeitschrift «Opernwelt» hat Petrenko mehrfach zum Dirigenten des Jahres gewählt.

Wer in Kirill Petrenko allerdings «nur» den Operndirigenten sieht, täuscht sich. Petrenko hat immer wieder grössere Sinfonieorchester geleitet, darunter auch mehrfach die Berliner Philharmoniker. Seine Programme vermeiden das allzu Bekannte und führen einem immer wieder überraschende Kombinationen vor.

Menschlich wie Abbado?

In einem Interview auf der Website der Berliner Philharmoniker bezeichnete Petrenko 2012 die Berliner Philharmoniker als «Mount Everest». Er sprach davon, wie wichtig ihm eine kontinuierliche Arbeit mit den Menschen in einem Orchester ist. Je besser man sich kenne, desto genauer könne man wissen, wie tief man die Arbeit anlegen kann. «Ich komme dem Orchester jedesmal ein Stückchen näher», sagt Petrenko. Dieser auf Kontinuität und aufs Menschliche angelegte Zugang erinnert an Petrenkos Vor-Vorgänger Claudio Abbado, der wie wohl wenige vor ihm den Aspekt der Freundschaftlichkeit und des Respekts voreinander beim Musizieren betont und gelebt hat.

2018 wird Petrenko die Stelle in Berlin antreten, rechtzeitig zu seinem Vertragsablauf in München.

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