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Ein Gitarrist mit nacktem Oberkörper, gleichzeitig spielend und in die Luft springend.
Legende: Ein Sprung zum Schlussakkord von «Jump»: Eddie Van Halen 2004. Keystone

Musik Wenn Rockrhythmen nicht stampfen, sondern swingen

Aus krachenden Rocksongs locker swingende Jazznummern zu machen kann Spass machen. Aber wie stellt man es an, dass die Songs überraschen und trotzdem noch erkennbar sind? Nachforschungen zu einem Trend zeigen: Das lustvolle Dekonstruieren will gelernt sein.

Der Sänger Paul Anka war 2005 beileibe nicht der Erste, der aus einem Rock-Klassiker Jazz machte. Aber sein Album «Rock Swings» gab einer Idee einen Namen. Mit den Big-Band-Arrangements von Profis wie John Clayton oder Patrick Williams wurde klar, dass die beiden Welten Rock und Jazz durchaus nicht grundsätzlich inkompatibel sind.

Der Song «Jump» im Vergleich

Sie begegnen sich manchmal gar mit einem Grinsen: Der pumpende E-Bass von Van Halens Stadionrock-Kracher «Jump» kann durch einen locker swingenden Kontrabass ersetzt werden, ohne dass das Stück auseinanderfällt. Das Ruf-und-Antwort-Spiel zwischen Leadsänger und Band klingt dann einfach wie frisch aus den 1930er-Jahren importiert.

Power-Chords im Bläsersatz

Ein solcher Transfer von Songmaterial kann auf ganz verschiedenen Ebenen funktionieren. Es muss nicht einfach das Gitarrenriff in den Big-Band-Bläsersatz übertragen werden. Bei Steve & Eydies Version von «Black Hole Sun» von Soundgarden wurde aus den dröhnenden Gitarren gar ein sanfter Streicherteppich. Und die Melodie ist immer noch mühelos erkennbar. Es macht sogar den Eindruck, als sei der Spass beim Transfer am grössten, je weiter die stimmungsmässige Distanz ist. Der Überraschungseffekt ist auch beim wiederholten Hören noch gegeben.

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Liebevoll dekonstruiert

Ganz wichtig in solchen Prozessen ist aber immer, dass sie mit Respekt und Zuneigung zum Ausgangsmaterial angegangen werden. Der Gitarrist Marc Ribot etwa nimmt George Harrisons «While My Guitar Gently Weeps» auseinander, als würde er einem Oldtimer das Getriebe ausbauen. Das klingt streckenweise wie Free Jazz, und ist aber doch immer noch der originale Song.

Und Ribot tut das nicht, weil er die Beatles nicht mag. Er erinnert sich beim freien Spiel liebevoll an die Version der Pilzköpfe aus Liverpool. Darum, und nur darum kann er überhaupt etwas Eigenes daraus machen. Ansonsten endet eine solche Übung in einer blassen Kopie, die das Original nie erreicht. Und das ist schliesslich auch die Idee der Improvisation mit bekanntem Material: etwas Eigenes finden auf vertrauten Wegen.

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