Es goss in Strömen am Landesplattenberg im Sernftal. So flüchtete man gern in den Stollen des alten Bergwerks. Mehr als 400 Jahre wurde dort Schiefer abgebaut, 1961 musste die Bergbaufirma schliessen. Aber in der hohen Kaverne glaubt man heute noch etwas vom Lärm der alten Schürfarbeit zu vernehmen.
Am Dienstag freilich klang es dort völlig anders. Das junge Galatea-Quartett aus Zürich intonierte Debussys subtiles Streichquartett. Und es klang ausgezeichnet inmitten der jäh aufsteigenden Felswände, an denen man noch die Spuren der Arbeit erkennt.
Man denke an die Opernarena von Verona
Da hat sich also etwas gründlich verändert. Lange nämlich hatte das Bergwerk stillgelegen. 1986 beschloss der Kanton Glarus, es dem Tourismus zugänglich zu machen. Heute finden Führungen statt, eine kleiner Konzertsaal und eine Kirche wurden eingerichtet – und nun eben in den Felsen eine imposante Konzertarena.
Die Idee dazu hatte der frühere FDP-Ständerat Kaspar Rhyner, der einst selber für das Bergwerk tätig war. Er sass vor Jahren in einer Opernaufführung in der grossen stillgelegten Festung von Gibraltar und fragte sich: «Warum das nicht einmal in einem Berg?» Der Landesplattenberg habe sich geradezu dafür aufgedrängt. Man denke nur an die Opernarena von Verona.
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Neue Musik für den neuen Raum
So gross ist die Felsenarena zwar nun nicht geworden, aber eindrücklich. Die Einweihung fand im Rahmen der Musikwoche Braunwald, des ältesten Schweizer Musikfestivals, statt. Traditionell geht das Publikum dort einmal auf einen Ausflug, und der führte es diesmal nach Engi ins Bergwerk.
Peter Wettstein, der scheidende musikalische Leiter von Braunwald hat ein Programm mit sehr feiner, klar durchhörbarer Musik zusammengestellt – und steuerte selber einen neuen Liedzyklus bei: «Traumbilder» für Sopran, Bariton und Streichquartett, auf Haikus von Peter Benary.
Der Klang ist gut, die Finger klamm
Peter Wettstein kennt sich gut aus mit der Akustik von Konzerträumen und schätzt die Qualitäten der neuen Konzertarena hoch ein: «Sie ist transparent, mit einer wunderbaren Schallverteilung – ich habe das selber bei der Probe ausgetestet und bin an verschiedenen Orten gesessen.» Einwände hat er bei den Bedingungen für die Musiker: Für Finger und Instrumente war die feuchte Kühle grenzwertig.
Aber daran wird noch gearbeitet. Ganz fertig ist die Konzertarena trotz des bereits aufgeführten Konzertes noch nicht. Der Raum selber hat seine erste Bewährungsprobe bestanden: Er fördert ein konzentriertes Hinhören. Initiator Kaspar Rhyner möchte den Landesplattenberg nun bekanntmachen und bespielen.
Und er, der Liebhaber von Blasmusik, Oper und Klassik, könnte sich hier auch Rockkonzerte vorstellen. Das wird vielleicht das Fassungsvermögen übersteigen, und die Infrastruktur müssten für ein grösseres Publikum erweitert werden. Aber die Stimmung dafür ist schon jetzt vorhanden.