Ihr Name ist inzwischen reinste Ironie: Die «New Kids on the Block» gibt es nämlich schon seit 1984. Zwar mit Unterbrechung, aber die Wiedervereinigung liegt auch schon wieder 16 Jahre zurück.
Seither gab es musikalisch wenig Neues von der Boyband. Aber vor allem in den USA füllen die Brüder Jonathan und Jordan Knight, sowie Joey McIntyre, Danny Wood und Schauspieler Mark Wahlbergs Bruder Donnie nach wie vor riesige Hallen.
Nach elf Jahren bringen sie nun wieder ein neues Album heraus. Trotz 40 Jahren Bandgeschichte ist «Still Kids» erst das achte Studioalbum. Der Titeltrack «Kids» wurde vor rund zwei Monaten auf Youtube veröffentlicht und bereits über 2,6 Millionen Mal angesehen. Eine respektable Leistung für einen ziemlich konventionellen Popsong.
Boybands als Cashcows
Fairerweise muss man sagen, dass Boybands nie die grossen musikalischen Revolutionen ausgelöst haben. Anders in der Popkultur, wo die New Kids on the Block Pionierarbeit leisteten. Als erste Boyband im heutigen Sinne – und um den damals schwarzen R’n’B auch einem weissen Publikum verkaufen zu können – wurden die fünf Teenager strategisch gecastet. Ihre Stimmen waren dabei genauso wichtig wie ihre Tanzkünste.
Neu war dabei nicht die vermeintlich immerzu kreischende Fangemeinschaft. Neu war das Ausmass der systematischen Verwirtschaftlichung: Allein Im Jahr 1990 wurde Merchandise im Wert von einer Milliarde US-Dollar verkauft. Eine Summe, die rasch Nachahmer auf den Plan rief. So folgte in den 1990er-Jahren das goldene Jahrzehnt der Boybands: *NSYNC, Backstreet Boys, Take That – ohne den vorherigen Erfolg der New Kids on the Block allesamt undenkbar.
Crossover zwischen *NSYNC und Backstreet Boys
Und ähnlich wie die New Kids on the Block denken offenbar auch andere Boybands noch nicht an Ruhestand. Zeitgleich wie die New Kids on the Block meldeten sich auch *NSYNC mit einem ersten gemeinsamen Konzert und dem neuen Song «Paradise» zurück. Dieser landete auch auf Justin Timberlakes neustem Soloalbum. Ob es aber zu einer längerfristigen Zusammenarbeit kommt, ist unklar. Die Lust dafür scheint vorhanden zu sein.
Bandkollege Joey Fatone tourt bereits jetzt durch die USA – und das ausgerechnet gemeinsam mit dem ehemaligen Rivalen AJ McLean von den Backstreet Boys. Wer wollte nicht schon einmal ein Mitglied von *NSYNC «Everbyody (Backstreet’s Back)» singen hören? Für ein ganzes Konzert sind die Knochen dann aber vielleicht doch zu alt: Mitten auf der Bühne stehen Sofa und Sessel für Geschichten aus alten Zeiten.
Sie können es nicht lassen
Die Backstreet Boys in Originalbesetzung gibt es auch noch, sie sind allerdings nur selten zu sehen: In Europa performen sie dieses Jahr einmal am «Glücksgefühle Festival» in Deutschland.
Ganz anders Take That: Sie spielen heuer noch über 50 Konzerte, unter anderem Anfang Juli am «Stars Of Sound» in Murten. Dafür nicht in Originalbesetzung: Gary Barlow, Howard Donald und Mark Owen sind ohne Jason Orange und Robbie Williams unterwegs.
Und natürlich sind auch die New Kids on the Block mit ihrem neuen Album unterwegs. Die fast 50 Konzerte diesen Sommer sind allerdings alle in den USA geplant.