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Die Zeichnung zeigt ein davonsegelndes Schiff, die Frauen winken am Quai.
Legende: Die Frauen trauern, weil sie Abschied nehmen müssen. Die Männer begreifen langsam, dass aus dem Spiel Ernst wird. SRF/Patrice Gerber

Opernführer Das Aah und Ooh von «Così fan tutte»

«Così fan tutte» ist einer der berühmtesten Opernstoffe – es geht um Liebe und Treue, Versuchung und Täuschung. Mozart wäre nicht Mozart, wenn er die Ambivalenz, die in diesem Stoff steckt, nicht genial in seine Musik verpackt hätte.

Der Opernführer

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Porträt von August Schram, die Hände angehoben, mit den Handflächen gegen oben.
Legende: SRF

Vorhang auf für Liebe, Sex und Crime. Es wird geliebt und gehasst, gefleht und verlassen, gemordet und gestorben. Das ist Oper – und das ist zeitlos. August Schram stellt Opern vor und zeigt, wie leicht man in diese magische Welt eintauchen kann.

Die Oper «Così fan tutte» von Wolfgang Amadeus Mozart und seinem Librettisten Lorenzo da Ponte erzählt die Geschichte eines Experimentes: Zwei neapolitanische Offiziere stellen die Treue ihrer Verlobten auf die Probe, angestachelt von ihrem Freund Don Alfonso. Eine vergnügliche Sache, wie Mozart und da Ponte versprechen – nennen sie das Ganze doch ein «dramma giocoso», ein lustiges Drama. Hört man aber genauer hin, weiss man plötzlich nicht mehr, was nun Komödie ist und was bitterer Ernst.

Mozarts Musik spiegelt die Ambivalenzen

Mozart wäre nicht Mozart, wenn er die Ambivalenz, die in diesem Stoff steckt, nicht genial in seine Musik verpackt hätte. Mit raffiniert gebauten Rezitativen, berückenden Arien- und Ensemblestücken und überraschenden Tonartenabfolgen.

Genau das macht sie aus, diese Oper: Sie leuchtet ins Innere der Gefühlswelt der Protagonisten, die genau die gleichen Fragen umtreiben, die uns bis heute beschäftigen: Ist Monogamie sinnvoll? Ist Liebe Zufall? Die Verwirrung, das Hin- und Hergeworfensein, auch das kennen wir.

Ein Beispiel, das zeigt, wie gut Mozart unsere Irrungen und Wirrungen in Musik umsetzen kann, ist das Quintett im ersten Akt, bevor die beiden Männer vermeintlich abreisen: «Abbracciami, idol mio! Addio!». Hier wird die Handlung von einem Augenblick auf den anderen angehalten, um eine Schau in das Innenleben der Protagonisten zuzulassen.

Damals ist die Liebe so kompliziert wie heute

Musikalisch klingt dieser «Seelenstriptease» wie ein Tanz in Zeitlupe, fünfschichtig aufgebaut: fünf innere Monologe, fünf Stimmlagen. Die Frauen trauern, weil sie Abschied nehmen müssen, die Männer bangen, weil sie begreifen, dass dieses Spiel böse ausgehen kann. Don Alfonso hingegen, der Zyniker, singt «Io crepo, se non rido» («Ich platze gleich vor Lachen»). Und das alles in knapp zweieinhalb Minuten.

Mozart zeichnet in «Così fan tutte» keine Schwarz-Weiss-Figuren, niemand ist schuldiger als der andere. Die Liebe ist kompliziert, gefühlsmässiges Straucheln ist menschlich. Diese moderne Sicht auf Beziehungen vermag Mozart bereits Ende des 18. Jahrhunderts, wo solche Themen noch Tabus waren, in einer grossartigen Oper umzusetzen. Unglaublich!

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