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Orphea in Love
Aus Sternstunde Musik vom 20.12.2023.
Bild: SRF/Euro Arts Entertainment
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«Orphea in Love» Einer Operndiva versagt die Stimme – dann folgt das Märchenhafte

Eine Oper für die Leinwand? Das gelang Regisseur Axel Ranisch mit dem Film «Orphea in Love» hervorragend – auch dank der Schweizer Schauspielerin Ursina Lardi.

Ein Albtraum: Mitten in der Arie versagt der Operndiva die Stimme. Auf offener Opernbühne in Puccinis «Madama Butterfly». Das Orchester will schon abbrechen. Die Vorstellung wäre ruiniert. Da erklingt vom Balkon eine wunderschöne Stimme. Sie gehört der Garderobenfrau Nele. Die Arie geht weiter. Vorstellung gerettet.

Es ist eine Szene im Film «Orphea in Love» von Axel Ranisch – die besagte Operndiva spielt die Schweizer Schauspielerin Ursina Lardi. Nein, selbst sei sie keine Sängerin, sagt Lardi im Interview. Die Singstimme ertönte bei den Aufnahmen Playback. «In der Vorbereitung habe ich diese Aufnahme immer wieder gehört.» Nicht nur den Text und die Tonlängen mussten da stimmen. «Ich habe diese Arien so gelernt, dass sie wirklich ‹auf Lippe› herüberkommen», sagt Lardi.

Ursina Lardi auf einer Bühne.
Legende: Der Operndiva Adina (Ursina Lardi) versagt die Stimme. Nele, die als Garderobendame arbeitet, springt für sie ein und rettet den Abend. Missing Films

Diven sind eigentlich göttliche Wesen

In «Orphea in Love» spielt sie die Diva Adina Nicoletta – aber ist ihre Diva eine mit allen Tücken und Launen? «Der Begriff ist heute negativ konnotiert», sagt Lardi, «das ist schade. Denn er heisst ja einfach: die Göttliche.» Jede Diva sei anders, heute sowieso. Die Figur der Adina Nicoletta sei eher ordinär, obwohl sie eigentlich eine prächtige Stimme hätte. «Man würde sie eher in einem Nachtclub vermuten», sagt Lardi.

Heiko Pinkowski als Opernmanager Höllbach
Legende: Oper trifft Berlin: An schrägen Kostümen und extravaganten Styles mangelt es «Orpheus in Love» nicht. Missing Films

Der Agent von Adina Nicoletta, ein zwielichtiger Typ namens Höllbach, wird auf die grossartige Stimme der Garderobenfrau Nele aufmerksam und bietet ihr einen teuflischen Deal an. Schliesslich verkauft Nele ihre Stimme an die Operndiva. Damit sind zwei Handlungsfäden miteinander verwoben.

Die «Orphea in Love» ist das Pendant zum Sänger Orpheus, der seiner geliebten Eurydike in die Unterwelt folgt, um sie von dort wegzuholen. Ein Stoff, den der Komponist Claudio Monteverdi bereits 1607 in einer frühen Oper vertont hatte. Der Höllendeal wiederum spielt auf die romantische Oper «Der Freischütz» an von Carl Maria von Weber.

Ein Mann und eine Frau küssen sich.
Legende: Ihre Liebe steht unter keinem guten Stern: Nele verliebt sich Hals über Kopf in einen Kleinkriminellen. Ob das gut geht? Missing Films

Weber, Monteverdi, dazu Musik von Gluck oder Wagner durchziehen den Film. Eine Opernverfilmung ist es nicht, aber ein klassischer Spielfilm auch nicht. «Ich wollte einfach meine Lieblingsmusik und das, was Oper für mich bedeutet, in eine andere Form giessen», so Regisseur Axel Ranisch.

Das ist ihm hervorragend gelungen. Der Film befindet sich genau in der Schwebe zwischen Märchen und Alltag. Zwischen Opernfantasie und Grossstadtrealismus. «Orphea in Love» ist dabei auch so etwas wie eine Aschenputtelgeschichte: Eine Verzauberung trister Existenzen durch Musik und Liebe.

Streaminghinweis

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«Orphea in Love» ist aktuell bei Play SRF zum Streamen verfügbar.

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SRF 2, Sternstunde Musik, 20.12.2023, 22:20 Uhr

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