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Schwarze Frau im weissen Kleid: die Sängerin Oumou Sangaré bei einem Konzert.
Legende: Sie appelliert an den Gemeinschaftssinn ihrer Landsleute und fordert mehr Toleranz: Oumou Sangaré aus Mali. Wikimedia/Bryan Ledgard

Oumou Sangaré Die Singstimme der Vernunft aus Mali

Oumou Sangaré ist Sängerin, Song-Schreiberin und engagierte Feministin in Mali. Als Erste kritisiert sie offen die Praxis der Polygamie – das sorgt im Land für Aufruhr.

Auf ihrem aktuellen Album «Mogoya» tritt Oumou Sangaré als kritische Zeitzeugin auf. Seit dem Sturz von Präsident Amadou Toumani Touré im März 2012 und dem Vormarsch radikal-islamistischer Terrorgruppen im Norden des Landes befindet sich Mali in einer permanenten Sicherheitskrise. Die Bevölkerung im ganzen Land lebt in ständiger Angst vor terroristischen Anschlägen.

Video von Oumou Sangaré

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Für Respekt und Toleranz

«Das ist der Nährboden für Egoismus», sagt Sangaré – 1,80 Meter gross, eine imposante Erscheinung. «Es fehlt besonders den Jugendlichen an positiven Vorbildern. Menschliche Werte verlieren immer mehr an Bedeutung.»

Die 49-jährige Musikerin beklagt die Rücksichtslosigkeit ihrer Landsleute, die aufeinander losgehen und sich töten. Sie appelliert an den Gemeinschaftssinn und fordert Respekt und Toleranz.

Ein gewaltiges Organ

Oumou Sangaré kommt in Malis Hauptstadt Bamako zur Welt. Die Grossmutter singt, die Mutter singt. Oumou Sangaré fängt mit fünf Jahren an, ihre Stimme zu schulen – dieses Timbre, das sich später zu einem gewaltigen Organ von immenser Lautstärke auswächst.

Mit dem Lied «Diaraby Nene» («Liebesfeuer») hat Oumou Sangaré enormen Erfolg. Dieses sinnliche Lied über das Zittern vor Leidenschaft erscheint 1989 auf ihrem ersten Album «Moussolou» («Frauen»). Oumou Sangaré bringt die strenge malische Gesellschaft in Aufruhr. Sie kritisiert die Zwangsheirat und proklamiert: Frauen, heiratet den Mann, den ihr liebt!

Mutters Tränen

Mit den Worten «sichert eure eigene Existenz» bestärkt Sangaré die Frauen in ihrer finanziellen Unabhängigkeit. Denn sie hat immer den harten Überlebenskampf ihrer eigenen Mutter vor Augen.

«Sie weinte schon am Morgen» erklärt sie. «Wir hatten nichts zu essen. Eines Tages hörte ich Trommeln. Ich rannte dorthin und wollte singen.»

Die junge Oumou Sangaré nimmt ihre ganzen Kräfte zusammen und beginnt zu singen. Ihr Gesang hat eine unglaubliche Wirkung. Alle sind berührt. Jeder gibt ihr Geld. Sie sammelt alle Münzen auf und gibt das ganze Geld ihrer Mutter. So wird Oumou Sangaré bald zur Ernährerin der ganzen Familie.

Der Sänger als Erzieher

Oumou Sangarés familiäre und musikalischen Wurzeln liegen in Wassoulou, einer Region im Südosten des westafrikanischen Landes. Hier gibt es eine alte Tradition von Jagdliedern und fünfstufigen Melodien. Diese Rhythmen hat die malische Künstlerin weltweit bekannt gemacht. «In Wassoulou haben Sänger eine erzieherische Funktion», erklärt sie resolut.

Auf ihrem aktuellen Album hat sie wichtige Botschaften für die junge Generation. «Die jungen Leute sind unsere Zukunft», sagt sie und wendet sich im Song Mali «Niale» («Mali ist schön») – an die jungen Männer.

Bitte bleiben

«Für ein neues Afrika braucht der Kontinent seine Söhne», fordert sie. «Wir haben in Mali Arbeit, wir bauen Fabriken, wir haben Gold und jede Menge Bodenschätze», sagt Sangaré als erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie will den jungen Leuten eine Zukunftsperspektive in Mali geben und darin bestärken, im westafrikanischen Land zu bleiben.

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Der Schlagzeuger Tony Allen ist eine prägende Figur des Afrobeat. Er ist sogar der wahre Erfinder dieser Mischung von afrikanischen Rythmen mit Jazz und Funk.

«Diese Botschaften erreichen die jungen Leute am besten über die Musik», so die Sängerin. Jeder hört Musik. Jeder tanzt zur Musik. Deshalb hat sie den Sound von Mogoya den Hörgewohnheiten der jungen Generation angepasst. Mit E-Gitarre, Bass, Keyboard und Synthesizer und den Drums des Afrobeat-Stars Tony Allen.

Ungeduldig haben ihre Fans auf ihr aktuelles Album gewartet. Denn Oumou Sangaré hat in Westafrika Kultstatus.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Jazz und world aktuell, 30.5.2017, 20 Uhr.

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