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Outkast-Star auf neuen Wegen Flöten statt Rap: Was ist nur mit André 3000 passiert?

André 3000, die eine Hälfte des Rap-Erfolgsduos Outkast, veröffentlicht sein erstes Album nach 17 Jahren. Die Erwartungen sind hoch, aber viele Hip-Hop-Fans dürften enttäuscht sein. Statt Rap gibt's Wohlfühlmusik mit kryptischen Titeln.

Auch wenn man vielleicht nicht weiss, wer André 3000 ist – den Song «Hey Ya» werden fast alle kennen. Er markiert den Höhepunkt von Outkasts Karriere.

Und trotz dieses kommerziellen Erfolgs haben es André 3000 und Big Boi dank ihres grossen Talents und ihrer raffinierten Texte geschafft, immer auch hartgesottene Hip-Hop-Fans zu beglücken. 2007 war dann aber Schluss mit Outkast, und es wurde bedeutend stiller um die beiden.

Was weniger bekannt ist: André 3000, der mit gebürtigem Namen André Benjamin heisst, ist nicht nur Rapper, sondern auch Musikproduzent, Schauspieler oder Modedesigner. Es war also zu erwarten, dass er sich nach dem Riesenerfolg von Outkast in unterschiedlichen Kunstformen ausdrücken würde.

André 3000 arbeitete bei zahlreichen Projekten im Hintergrund mit, was nicht zuletzt seinem Wunsch entsprach, ein anonymeres Privatleben führen zu können.

Er wollte ein Rap-Album machen. Eigentlich …

Seit einigen Wochen kursierten schliesslich Gerüchte, dass André 3000 an neuer Musik arbeite und dass die Veröffentlichung eines Albums anstehe – dem ersten seit 17 Jahren! Fans rund um die Welt tickten aus – und nun ist es tatsächlich soweit: Am 17. November hat André 3000 «New Blue Sun» veröffentlicht.

Doch es ist alles andere als ein Rap-Album, wie der erste Titel des Albums gleich andeutet: «I Swear, I Really Wanted to Make a ‹Rap› Album But this Is Literally the Way the Wind Blew Me This Time.» Daher wird das neue Album erwartungsgemäss viele enttäuschen.

André 3000 wurde seit einigen Jahren immer wieder beim Flötespielen auf der Strasse und in Parks gesichtet. In einem aktuellen Interview mit dem Männermagazin GQ erklärt er, dies sei nicht zuletzt Ausdruck einer wieder gewonnen Normalität, die es zu Zeiten des Outkast-Booms nicht gab.

Ausserdem seien Flötenklänge gerade das, was er mit Menschen teilen wolle. Fürs Rappen würden ihm als 48-Jährigen einfach die Themen fehlen. Deshalb stehen auf seinem neuen Album diverse Arten von «Woodwind»-Instrumenten klanglich im Zentrum.

Flöte und Keyboards dominieren

Nicht nur ist auf «New Blue Sun» kein einziges Mal die Stimme von André 3000 zu hören, es gibt auch keine treibenden Beats oder eine griffige musikalische Sequenz. Vielmehr schieben sich weiche Flöten-, Keyboard-, Gitarren- und Perkussionsklänge übereinander und verbreiten eine meditative Atmosphäre, die sich gut zum Wellnessen oder Yogamachen eignet.

Herkömmliche Entspannungsmusik ist «New Blue Sun» trotzdem keinesfalls! Es gibt grosse Spannungsbögen und auch impulsive Momente, was daran liegt, dass die Musik von einer fünfköpfigen Band improvisiert ist.

Wortakrobat nur bei den Stücktiteln

André 3000s Talent mit Worten zeigt sich ansatzweise noch in den poetischen Titeln, die die Stücke tragen. «Ants to You, Gods to Who?» etwa öffnet philosophische Türen. Oder «Dreams Once Buried Beneath the Dungeon Floor Slowly Sprout into Undying Gardens» verweist biographisch wahrscheinlich auf Andrés 3000s früheres Künstlerkollektiv Dungeon Family, wo er mit Outkast wildeste Zeiten erlebt hat,

Damit scheint André 3000 nun abgeschlossen zu haben.

Radio SRF 2 Kultur, 17.11.2023, Kultur-Aktualität, 16:50Uhr

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