Sona Mohapatra, eine ausgebildete Ingenieurin, hatte ihre Anfänge in der Musikbranche in Werbejingles. Ihr Debutalbum kam im Jahr 2007 heraus. Darauf erkundet Sona Mohapatra verschiedene Stilrichtungen von Rock bis Hindustani, der klassischen Musikrichtung aus dem Norden Indiens.
Auch weil sie in zahlreichen Bollywood-Produktionen singt, ist Sona Mohapatra in Indien mittlerweile sehr berühmt. Aber auch international ist sie bereits aufgetreten, etwa im Lincoln Center in New York.
Gegen Sexismus
«Shut Up Sona» heisst der Dokumentarfilm über die indische Musikerin. Aus gutem Grund: Schon oft hat man ihr zu verstehen gegeben, sie solle doch die Klappe halten.
Die 46-Jährige ist nämlich nicht nur als Sängerin bekannt, sondern auch dafür, dass sie sich unverblümt gegen Frauenunterdrückung und Sexismus in Indien ausspricht.
Dabei ist Mohapatra weit davon entfernt, Ruhe zu geben. An Konzerten und in den sozialen Medien benennt und kritisiert sie die Missstände in der indischen Gesellschaft, besonders in der männerdominierten Musikindustrie. Auch in der #MeToo-Bewegung in Indien war sie aktiv.
Kritik an den Institutionen
Mohapatra kritisiert beispielsweise das Mood Indigo Festival, das jährlich vom Indian Institute of Technology in Mumbai veranstaltet wird. «In den 30 Jahren, seit es das Festival gibt, gab es noch keine einzige Frau, die als Headliner gebucht wurde», sagt Mohapatra im Film.
Sie selbst wurde schon dreimal eingeladen. Allerdings nur unter der Bedingung, mit einem Mann aufzutreten. Das empfand Mohapatra als Anmassung – sie lehnte ab.
2016 verfasste Sona Mohapatra einen offenen Brief an das Festival. «Keine gehypten Marketingaktivitäten können die Tatsache verbergen, dass ihr ein schlimmer Boys' Club seid», schrieb sie.
Medienkontroversen und Trolls
Für ihre unverblümten Aussagen erntet Mohapatra viel Kritik. In den indischen Medien kommt es ständig zu Kontroversen über ihre Auftritte und Kleider und über ihre feministischen Statements. Auch online wird sie beleidigt. Sie erhielt sogar Morddrohungen.
2018 kam es sogar zu einer Anzeige einer muslimischen Organisation. Die Madariya Sufi Foundation warf ihr vor, im Video ihrer musikalischen Neuinterpretation eines alten muslimischen Gedichts vulgär gekleidet zu sein und zu tanzen.
Ein kraftvolles Portrait
Trotz Ablehnung und Anfeindungen: Sona Mohapatra bleibt unerschütterlich. Im Film kommt man ihr sehr nahe. Man erlebt sie wütend und emotional, aber auch lachend und locker.
Die Kamera begleitet die Musikerin durch ihren Alltag, ohne aufdringlich zu werden. Die Regisseurin Deepti Gupta schafft es dabei, aus der Geschichte von Sona Mohapatras Kampf für Gleichheit einen breiteren Einblick in den Sexismus in Indien zu geben.
«Auf mehr Protest!»
In ihrem Kampf ist Sona Mohapatra bei Weitem nicht allein. Ihre Aussagen stossen vor allem bei jüngeren Menschen auf Resonanz.
Im Film steht sie auf der Bühne von einem Universitätscampus. «Auf mehr Protest von uns allen!», ruft Sona Mohapatra der jubelnden Menge von Studierenden zu. «Frauen und Männer: wir sollten uns wehren!»