Es mutet gerade so an, als ob sich da zwei Buben im Sandkasten gegenseitig auf die Rübe hauen würden. Doch bei den Buben handelt es sich um gestandene und einflussreiche Männer: US-Präsident Donald Trump und Musiker Bruce Springsteen, der den Spitznamen «The Boss» trägt.
Der Streit begann damit, dass sich Bruce Springsteen bei einem seiner Konzerte kritisch gegenüber der Regierung Trump äusserte. Amerika sei aktuell in den Händen einer korrupten, inkompetenten und verräterischen Verwaltung, so Springsteen in Manchester.
Dies liess Trump nicht auf sich sitzen und setzte einen gehässigen Tweet ab: Unter anderem bezeichnete er Springsteen als völlig überschätzten, talentlosen, unausstehlichen Idioten und als vertrocknete Pflaume eines Rockers.
Ausserdem kündigte Trump eine Untersuchung gegen US-Stars an, welche die Demokratin Kamala Harris unlauter unterstützt haben sollen. Sie hätten Gelder eingesackt und dafür für Harris geworben.
Springsteen auch bei Republikanern beliebt
Ob die Untersuchung tatsächlich in die Wege geleitet wird, ist fragwürdig. Zumal es nicht verboten ist, gegen Entlöhnung in einem Wahlkampf aufzutreten, sofern das Engagement offengelegt wird. Zu den Beschuldigten gehören unter anderem Beyoncé, Oprah Winfrey und Bruce Springsteen. Auf diesen scheint sich Trump besonders eingeschossen zu haben – im wahrsten Sinn des Wortes, wenn man gestern auf die Plattform X schielte:
Obwohl Springsteen sich politisch links positioniert, wird seine Musik auch von vielen Republikanern geschätzt. Denn in seinen Songs besingt er oft das Leben der «einfachen Leute» – was in ländlichen und konservativen Regionen der USA Anklang findet. Hinzu kommt, dass sein klassischer Rocksound als typisch amerikanisch gilt und seine Botschaften auch schon falsch interpretiert wurden.
Mit seinen Trump-kritischen Aussagen vergrault Springsteen seine konservativen Fans. In Amerika seien ihnen die Hälfte der Fans abhanden gekommen, sagte Bandleader Steve Van Zandt kürzlich dem deutschen «Playboy». «Der Trumpismus ist heute stärker als der Rock'n'Roll.»
Auch Taylor Swift in Trumps Visier
Bruce Springsteen ist nicht der erste, der ins Visier von Donald Trump geraten ist. Auch Taylor Swift hat schon eine Ladung trumpscher Gehässigkeiten abgekommen. «Ist jemandem aufgefallen, dass sie nicht mehr ‹HOT› ist, seit ich gesagt habe ‹I HATE TAYLOR SWIFT›», schrieb er auf Truth Social.
Der Stein des Anstosses: Swift unterstützt Harris
Die verbalen Ausfälle von Donald Trump haben nun den amerikanischen Verband Musikschaffender auf den Plan gerufen. Springsteen und Swift seien Vorbilder und Inspiration für Millionen von Menschen. Wenn sie vom Präsidenten der USA persönlich angegangen würden, dann könne die American Federation of Musicians nicht schweigen. Musikschaffende hätten ein Recht auf freie Meinungsäusserung.
Trumpismus oder Rock'n'Roll?
Wie der Kampf zwischen den Bossen weitergeht, darüber kann nur gemutmasst werden. Entweder versandet der Sturm im Sandkasten. Oder aber die beiden zerpflücken sich weiterhin öffentlich auf die Gefahr hin, dass sie Anhänger verlieren. Es sei denn, die Musikwelt solidarisiert sich mit Springsteen und zettelt eine Kulturrevolution an. Spätestens dann dürfte sich zeigen, ob Trumpismus tatsächlich stärker ist als Rock'n'Roll.