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Musikerin mit Mission Sie rappt über Machos und mordende Militärs

Rebeca Lane ist die bekannteste Rapperin Guatemalas und eine engagierte Feministin. Ihre Reime richtet sie gegen die sexistische Machokultur Lateinamerikas. Und sie erinnert an die Grauen des Bürgerkriegs in ihrem Land.

Als der Hip-Hop Anfang 2000 nach Guatemala kommt, ist Rebecca Lane lediglich Zuschauerin. Erst während ihres Soziologiestudiums entdeckt sie 2012 die gesellschaftliche Kraft des Rap.

Sie beginnt, eigene Gedichte auf einen Beat zu sprechen und zu vertonen. Rebeca Lane will nichts mit dem US-Rap zu tun haben, sondern sich grundlegend von diesem oft dekadenten Macho-Hip-Hop unterscheiden.

Rap und Rebellion

«Ich will eine eigene Form dieses Sprechgesangs mit unseren lateinamerikanischen Rhythmen wie Cumbia und Reggae kreieren», erklärt sie. Auch der Bezug zu afrikanischen und karibischen Klängen ist ihr wichtig.

Sie will das Revolutionäre dieser Musik gegen Unterdrückung und Sklaverei wachhalten. Denn der US-Hip-Hop, so argumentiert sie, sei nur auf Kommerz ausgerichtet. Das zerstöre diese Geisteshaltung.

Verse gegen das Vergessen

Heute arbeitet die guatemaltekische Künstlerin auch als Hip-Hop-Lehrerin in ärmeren Stadtvierteln von Guatemala City – um jungen Frauen in der durchaus sexistischen Hip-Hop-Kultur gleiche Möglichkeiten zu geben wie den Männern. Mit melodischem Rap, intelligenten Texten und kräftiger Stimme tritt sie für die Rechte der Frauen ein.

Guatemalas Bürgerkrieg

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Bei den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Guerilla-Organisationen, Regierung und Militär kamen zwischen 1960 und 1996 rund 200'000 Menschen ums Leben. 83 Prozent der Getöteten gehörten dem Volk der Maya an. Die Regierung ging mit voller Härte gegen die Aufständischen vor. Verfahren gegen Militärs und Politiker laufen bis heute nur schleppend.

Bekannt wird sie mit ihrer «Cumbia de la Memoria», einem Song, der die Verbrechen des Bürgerkriegs und den Völkermord der Militärs an der indigenen Ethnie der Maya verurteilt. Ein Thema, das die Zeitzeugin seit ihrer Kindheit nicht mehr loslässt.

Identität finden

«Ich bin ein Kind dieses Krieges», sagt die 32-Jährige. Sie hat das Ende und die Nachwehen des Bürgerkriegs miterlebt. 1981 verschwindet ihre Tante, eine Poetin, spurlos.

Deshalb engagiert sie sich schon als junge Frau in Initiativen, um die Gräuel der Militärdiktatur aufzudecken. Auf ihrem aktuellen Album Mestiza unterstreicht Rebeca Lane, wie wichtig es ist, stolz auf die Herkunft und die indianische Abstammung zu sein.

Die Schatten der Vergangenheit

Auch mit der Gewalt gegen Frauen in der guatemaltekischen Gesellschaft beschäftigt sie sich. Mit 15 Jahren wird sie selbst Opfer häuslicher Gewalt.

Diese Erfahrungen verarbeitet sie im Song «Este Cuerpo Es Mio» – dieser Körper gehört mir – auf ihrem aktuellen Album «Alma Mestiza». Sie wendet sich an die Frauen, die unter häuslicher Gewalt zu leiden haben: «Beendet diese Beziehung. Sucht euch einen sicheren Ort. Bestimmt selbst über euren Körper, er gehört euch.»

Die Künstlerin klagt an

«In Guatemala werden weltweit die meisten Frauen getötet», so Rebeca Lane, «jährlich kommen zwischen 750 bis 1000 Frauen meist in den eigenen vier Wänden ums Leben.»

Täter seien meist Eltern, Ehemänner oder Liebhaber. Kritisch setzt die Feministin sich in ihren Songs mit der Rolle der Frau in Mittelamerika auseinander, verurteilt den Machismo und gibt jenen Frauen in Lateinamerika eine Stimme, die darunter zu leiden haben.

Rebeca Lane ist eine scharfsinnige Beobachterin: «Die derzeitige Regierung arbeitet eng mit dem extrem korrupten Militär zusammen», sagt sie und fährt fort: «Beide Institutionen sind in Menschen- und Drogenhandel verstrickt, üben Gewalt aus, versetzen die Bevölkerung mit Gewalttaten in Angst und Schrecken.» Deshalb geht Rebeca Lanes Kampf unbeirrt weiter.

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