Hiromi Uehara ist das, was man einen Maniac nennt. Ihre Hingabe zur Musik ist grenzenlos, sie hat von Anfang an alles dafür gegeben. «Ich hatte keinen Plan B», sagt die 38-Jährige. «Leidenschaft und ein starker Wille haben mich bis hierhin gebracht.»
Natürlich ging es auch bei ihr nicht ohne die günstigen Rahmenbedingungen: ein Elternhaus, das sie bedingungslos unterstützte – eine Klavierlehrerin, die sie antrieb, ihre Träume zu leben.
Aufgewachsen ist Hiromi in Hamamatsu, einer mittelgrossen Stadt im Süden Japans. Bereits mit sechs begann sie mit klassischem Klavierunterricht, später kam der Jazz dazu. Gerade mal zwölf war sie bei ihrem ersten Auftritt mit einem Orchester.
Von Beethoven bis Frank Zappa
Stilistisch kennt die Japanerin keine Grenzen. Klassik ist ihr genauso wichtig wie Jazz, Beethoven so nah wie Oscar Peterson. Kreative Köpfe haben es ihr dabei besonders angetan, nennt sie doch Rocklegende Frank Zappa als ihr Vorbild.
Im Jazz hat sie zwei Inspirationsgrössen und Mentoren: Ahmad Jamal und Chick Corea. Mit Corea ist sie auch schon verschiedentlich im Duett aufgetreten , jedesmal eine Sternstunde des Jazz. Sieht man, wie die Energie in den Improvisationen zwischen den beiden fliesst, versteht man besser, warum Hiromi es bis ganz nach oben geschafft hat.
Farbenfrohe Musik
Intuition ist ihr seit jeher genauso wichtig wie reine Fingertechnik. Ihre Klavierlehrerin habe ihr jeweils Anweisungen in Farben gegeben, erinnert sie sich. Wenn Leidenschaft gefragt war, habe sie ihr gesagt: Spiel das in Rot!
«Heute spiele ich beispielsweise in ganz vielen unterschiedlichen Nuancen von Blau, über die ich als Schülerin noch gar nicht verfügte», erklärt Hiromi. Diese unkonventionelle Herangehensweise an die Musik macht vielleicht das Geheimnis von Hiromi und ihrem Erfolg aus.
«Ich muss jeden Tag hart arbeiten»
In Zürich wird sie am 4. Oktober 2017 mit dem kolumbianischen Harfenisten Edmar Castaneda in der Kirche Neumünster auftreten. Auch im Duo ist die grosse Spielfreude und Kreativität der Japanerin höchst ansteckend.
Das ist für Hiromi letztlich das Wichtigste – und sie hält bis heute an diesem Anspruch fest: «Ich will diesen Moment mit jedem einzelnen Zuhörer teilen.»
Und was empfiehlt sie dem Nachwuchs? «Es gibt kein Geheimnis, ich bin kein Genie und habe mich nie als solches gesehen. Ich muss noch immer jeden Tag hart arbeiten.»
Sendung: Kulturplatz, SRF 1, 13.09.2017, 22.25 Uhr.