2019 wurde der österreichische Kulturmanager zum Intendanten des Maggio Musicale Fiorentino nominiert. Dort sollte er gleich mehrere Wunder vollbringen. Alexander Pereira sollte den fast 60 Millionen Euro hohen Schuldenberg von Festival und Stadttheater endlich reduzieren, die musikalische Qualität anheben und neue Sponsoren verpflichten.
Eine Herkulesaufgabe mitten in einer Pandemie. Sicherlich gelang dem umtriebigen und auch umstrittenen Pereira eine für Italien beachtliche Saison, mit der Verpflichtung internationaler Stars wie vor allem Cecilia Bartoli und der Anstellung von Daniele Gatti als neuen Chefdirigenten. Auch gut zehn Millionen Euro an Sponsorengeldern konnte er in die Theaterkassen holen.
Veruntreuungen und Unterschlagungen
Doch anscheinend veruntreute Alexander Pereira auch einige Finanzmittel. Ganze zwölf Fälle finanzieller Veruntreuung wirft ihm jetzt die Staatsanwaltschaft Florenz vor. Darunter auch stolze 24'000 Euro für seinen Umzug aus Mailand an den Arno.
Darüber hinaus soll der Österreicher mehrere Millionen Euro an Staatsgeldern aus dem Kulturministerium, die eigentlich für den Schuldenabbau des Maggio Musicale bestimmt waren, unterschlagen und für andere Ausgaben genutzt haben.
Gravierende Vorwürfe, die schliesslich zu Pereiras Rücktritt Mitte der Woche führten. Damit wird der Posten des Intendanten in Florenz frei. Einen möglichen Nachfolger für Pereira gibt es wahrscheinlich schon. Auch wenn Genaueres noch nicht bekannt ist, wird bereits der Name Carlo Fuortes genannt.
Politisch motivierter Postenschacher
Fuortes sanierte das Opernhaus im apulischen Bari und anschliessend die finanziell schwer angeschlagene Oper Rom, deren Intendant er bis 2021 war. Aus dieser einst eher mittelmässigen Institution machte Fuortes eines der wichtigsten und interessantesten Musiktheater Italiens.
Dann nahm Fuortes den Posten des Verwaltungsratschefs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens RAI an. Dort unterstützt der für seine sozialdemokratischen Sympathien bekannte Fuortes eine liberale Programmpolitik – die der neuen rechten Regierung unter der ehemaligen Neofaschistin Giorgia Meloni gar nicht gefällt.
Seit Monaten sucht Meloni deshalb nach einem Grund, sich Fuortes ohne viel Lärm zu entledigen. Um keinen Skandal zu provozieren, der die Regierung der Kritik der politischen Einflussnahme bei der RAI aussetzen könnte, scheint man einen Wechsel Fuortes auf den Intendantensessel beim Maggio Musicale Fiorentino zu befürworten.
Ob auch Fuortes diesen Wechsel gut findet, ist noch unbekannt. Tatsache ist, dass er als neuer Intendant beim Maggio Musicale Fiorentino die richtige Person am richtigen Platz wäre. Denn um das Theater und das Festival endlich auf finanziell solide Füsse zu stellen, wäre der Krisenmanager aus Rom unbestritten eine gute Besetzung.