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Überraschender Abgang Das steckt hinter Alexander Pereiras Flucht aus Florenz

Er sorgte für Superstars und Skandale in Zürich und Salzburg, Wien und Mailand. Jetzt hat Intendant Alexander Pereira an der Oper Florenz gekündigt – vermutlich vorsorglich.

2019 wurde der österreichische Kulturmanager zum Intendanten des Maggio Musicale Fiorentino nominiert. Dort sollte er gleich mehrere Wunder vollbringen. Alexander Pereira sollte den fast 60 Millionen Euro hohen Schuldenberg von Festival und Stadttheater endlich reduzieren, die musikalische Qualität anheben und neue Sponsoren verpflichten.

Eine Herkulesaufgabe mitten in einer Pandemie. Sicherlich gelang dem umtriebigen und auch umstrittenen Pereira eine für Italien beachtliche Saison, mit der Verpflichtung internationaler Stars wie vor allem Cecilia Bartoli und der Anstellung von Daniele Gatti als neuen Chefdirigenten. Auch gut zehn Millionen Euro an Sponsorengeldern konnte er in die Theaterkassen holen.

Veruntreuungen und Unterschlagungen

Doch anscheinend veruntreute Alexander Pereira auch einige Finanzmittel. Ganze zwölf Fälle finanzieller Veruntreuung wirft ihm jetzt die Staatsanwaltschaft Florenz vor. Darunter auch stolze 24'000 Euro für seinen Umzug aus Mailand an den Arno.

Ein älterer Herr mit ausgebreiteten Armen auf einer Bühne, neben ihm  ein Mann mit Kamera.
Legende: Er suchte die ganz grossen Bühnen: Alexander Pereira, ausgebildeter Sänger, gab 2012 zum Abschied seiner Indendanz am Opernhaus Zürich den Falstaff. Keystone / ALESSANDRO DELLA BELLA

Darüber hinaus soll der Österreicher mehrere Millionen Euro an Staatsgeldern aus dem Kulturministerium, die eigentlich für den Schuldenabbau des Maggio Musicale bestimmt waren, unterschlagen und für andere Ausgaben genutzt haben.

Gravierende Vorwürfe, die schliesslich zu Pereiras Rücktritt Mitte der Woche führten. Damit wird der Posten des Intendanten in Florenz frei. Einen möglichen Nachfolger für Pereira gibt es wahrscheinlich schon. Auch wenn Genaueres noch nicht bekannt ist, wird bereits der Name Carlo Fuortes genannt.

Politisch motivierter Postenschacher

Fuortes sanierte das Opernhaus im apulischen Bari und anschliessend die finanziell schwer angeschlagene Oper Rom, deren Intendant er bis 2021 war. Aus dieser einst eher mittelmässigen Institution machte Fuortes eines der wichtigsten und interessantesten Musiktheater Italiens.

Dann nahm Fuortes den Posten des Verwaltungsratschefs des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens RAI an. Dort unterstützt der für seine sozialdemokratischen Sympathien bekannte Fuortes eine liberale Programmpolitik – die der neuen rechten Regierung unter der ehemaligen Neofaschistin Giorgia Meloni gar nicht gefällt.

Ein Mann mit markanter Nase.
Legende: Wird bereits als Pereiras Thronfolger in Florenz gehandelt: Carlo Fuortes, der als Veraltungsratschef der RAI der Italiens Regierung ein Dorn im Auge ist. Getty Images / Stefania D'Alessandro

Seit Monaten sucht Meloni deshalb nach einem Grund, sich Fuortes ohne viel Lärm zu entledigen. Um keinen Skandal zu provozieren, der die Regierung der Kritik der politischen Einflussnahme bei der RAI aussetzen könnte, scheint man einen Wechsel Fuortes auf den Intendantensessel beim Maggio Musicale Fiorentino zu befürworten.

Ob auch Fuortes diesen Wechsel gut findet, ist noch unbekannt. Tatsache ist, dass er als neuer Intendant beim Maggio Musicale Fiorentino die richtige Person am richtigen Platz wäre. Denn um das Theater und das Festival endlich auf finanziell solide Füsse zu stellen, wäre der Krisenmanager aus Rom unbestritten eine gute Besetzung.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 2.3.2023, 17:20 Uhr

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