Mit «Ribki» (das bedeutet übersetzt «Fischlein», ist aber auch ein Synonym für Frauen) landet die ukrainische Sängerin Alyona Alyona 2018 ihren ersten Hit. Humorvoll rappt sie darüber, wie es ist, der «dickste Fisch zu sein» und nicht ins gängige Schönheitsbild zu passen.
Alyona Alyona, die mit bürgerlichem Namen Alyona Sawranenko heisst, arbeitete damals noch als Kindergärtnerin. Heute ist sie in der Ukraine der Star einer jungen und diversen Hip-Hop- und Popszene – und hat nebenbei den ukrainischen Rap auf die globale Landkarte gebracht.
Rapmusik mit Inhalt
Sie habe nicht berühmt werden wollen. Sie schreibe einfach, was sie fühle, erzählt die 31-Jährige. «Bei mir geht es nicht um Drogen und Sex, ich habe eine Botschaft», sagt Alyona Alyona.
Sie rappt über Selbstliebe und Body Positivity, thematisiert die Klimakrise und erzählt in ihren Songs von Heimatverbundenheit, von Armut auf dem Land und sozialen Missständen.
Aufgewachsen ist Alyona Alyona in einer Kleinstadt im Umland von Kiew. Mit 12 Jahren hört sie einen Song von Eminem und verliebt sich in die Rapmusik. Sie habe davor schon kurze Gedichte über Bienen und Blumen oder über Teenagerprobleme geschrieben. «Aber für Rap-Texte kann man superlange Zeilen verwenden. Das hat mir gefallen, denn ich hatte schon immer viel zu sagen.»
Eine neue Generation der Rapmusik
Nach diesem Erlebnis bringt sich Alyona Alyona Rap und Gesang selbst bei und schreibt als Teenager erste Songs. Sie ist damit eine Ausnahmeerscheinung. Denn zu Beginn der Nullerjahre gibt es in der Ukraine noch keine etablierte Hip-Hop-Szene und erst recht keine Frauen, die rappen.
«Es gab damals keine Partys oder Festivals, nur eine Underground-Szene. Der Sound war mies, aber die Musik und unsere Begeisterung waren real», lacht Alyona Alyona.
Einige ukrainische Rapper haben sich inzwischen international einen Namen gemacht. Alyona Alyona ist sich sicher, dass die Frauen bald nachziehen werden: «Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gibt es in der Ukraine eine neue Generation der Rapmusik und ein paar Frauen entdecken das Genre gerade für sich.»
Musik gegen die Wut
Die ukrainische Hip-Hop-Szene ist im Umbruch. Auch für Alyona Alyona hat sich seit dem Krieg vieles verändert. «Es ist schwierig, Party- und Tanzmusik zu schreiben, wenn Menschen in deinem Land sterben. Ich will wirklich keinen Hass fühlen, aber ich fühle ihn.»
Sie habe darum angefangen, ihre Wut in ihrer Musik auszudrücken, sagt die Rapperin. «Meine Texte haben mir geholfen, damit klarzukommen und positiv zu bleiben.»
Das Mikrofon als Waffe
Alyona Alyona wurde nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch durch ihr Engagement in den sozialen Medien zu einer Art inoffiziellen Botschafterin ihrer Heimat in knallbuntem Trainingsanzug und Sneakers und mit einem donnernden, ansteckenden Lachen.
Auf Konzerten in Europa sammelt sie Spenden, auf Instagram und TikTok macht sie ihren Hunderttausenden Followern Mut und postet seit dem ersten Tag des Krieges Videos über die Ereignisse in der Ukraine.
Alyona Alonya nutzt ihre Reichweite, um Menschen zu erreichen und zu vernetzen. «Ich habe angefangen, meine Videos auf Englisch zu untertiteln, damit auch meine Follower und die Journalistinnen aus dem Ausland verstehen, wie das Leben hier wirklich ist.»
Die Rapperin bezeichnet die Bühne und Social Media als ihre Front und ihr Mikrofon als ihre Waffe: «Ich bin auch Soldatin, aber ich bin eine Internet-Soldatin.»
