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Musik Umberto Arlati war der Miles Davis von Olten

Der Oltner Trompeter Umberto Arlati war eine ganz wichtige Figur der ersten Generation Jazzer nach dem Krieg. Mit Musikern wie George Gruntz, Bruno Spoerri und Daniel Humair setzte er in den 1950er-Jahren den Standard, nach dem sich kommende Musiker richteten. Letzte Woche ist «Umbi» verstorben.

Es gibt da diesen oft zitierten Satz in Joachim Ernst Berendts «Jazzbuch»: vom «aus der Schweiz stammenden Fliesenleger» Umberto Arlati, der in der Modern Jazz Group Freiburg mitspielt. Etwa 1956 war das, und der nachmalige Jazzpapst Berendt attestierte Arlati immerhin professionelles Format. Zu diesem Zeitpunkt war Arlati in der Schweizer Szene schon ein alter Hase.

«Dös gibt's ja net!»

Umberto Arlati mit Trompete.
Legende: Arlatis Vorbilder waren die Bebopper Miles Davis und Clifford Brown. André Albrecht

«Umbi», wie ihn alle Welt nannte, stammte aus musikalischem Haus. Sein Vater betrieb eine Tanzkapelle und kontrollierte den Jungen beim Üben. Umbi machte zwar tatsächlich eine Lehre als Maurer/Plättlileger. Aber am Abend, nach der Arbeit, fuhr er nach Zürich oder Basel, um Stunden zu nehmen oder zu jammen.

Einmal, da war Umbi schon etwas älter, aber immer noch ein Jungspund, war er an einer Jamsession irgendwo am Zürichsee im Haus des Schlagzeugers Rico Flad. Ein etwa gleichaltriger österreichischer Pianist spielte mit und stellte erstaunt fest: «Dös gibt’s ja net, der spült ja wie der Miles!». Er musste es wissen: Wenig später spielte er, der grosse Joe Zawinul aus Wien, tatsächlich mit Miles Davis.

In der Tat gehörte Umberto Arlati zur Generation, die nicht mehr wie Hazy Osterwald die Swingtrompeter als Vorbild hatte. Seine Heroen waren die Bebopper Miles Davis und Clifford Brown.

Kein Instrument für alte Männer

Audio
Zum 80. Geburtstag von Umberto Arlati
15:51 min
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Ich lernte Umbi Arlati an der Jazzschule in Bern kennen, lernte bei ihm das «Phrasing»: richtig jazzig zu phrasieren. Dass er ein guter Pädagoge gewesen ist, kann man nicht behaupten. Umbi war ein Naturtalent, der mit Zuhören und Nachspielen Jazz gelernt hatte. Sein theoretisches Wissen war beschränkt, aber er war ein überaus liebenswerter Mensch. Am meisten lernte man bei ihm, wenn man mit ihm ein Bier trinken ging. Dann erzählte er von seiner Liebe zur Musik, davon, was er dabei fürs Leben gelernt hatte. Und man spürte: Da ist einer ganz bei sich.

Es ist schon einige Zeit her, dass man Umberto Arlati zum letzten Mal auf der Bühne erlebte. Bis ins hohe Alter hat er zwar geübt, aber die Trompete ist kein Instrument für alte Männer. Und Umbi hatte hohe musikalische Ansprüche an sich selbst. Als er denen nicht mehr genügte, wurde Musik für ihn zum Privatvergnügen.

Am 4. Mai ist Umberto Arlati 83-jährig in seinem Heim in Olten verstorben.

Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 9.5.2015, 11:00 Uhr.

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