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Diane Reeves während eines Konzerts, ins Publikum lachend.
Legende: Sie schaut bei der Auswahl ihrer Stücke vor allem auf den Text, und macht daraus musikalisch ihr eigenes: Dianne Reeves. Keystone

Weltklasse – Sommerkonzerte Dianne Reeves bringt jede Musikperle zum Funkeln

Dianne Reeves ist vielleicht die beste Jazzsängerin zurzeit. Das zeigt sich vor allem live, wenn die Diva aus Denver mit ihrer fantastischen Band die Perlen aus ihrem riesigen Repertoire fischt – und sie immer wieder aufs Neue glänzen lässt.

Konzert-Übertragung

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Das beschriebene Konzert von Dianne Reeves vom 19. Juli 2015 im St. Moritzer Dracula Club ist am Freitag, 31. Juli 2015 von 22 - 24 Uhr auf Radio SRF 2 Kultur zu hören, im Rahmen der Reihe «Weltklasse – Sommerkonzerte».

Im legendären Dracula Club in St. Moritz demonstrierte Dianne Reeves mit ihrem fast zweistündigen Set eindrücklich, woher sie kommt: Sie begann in kleinen Jazzclubs zu singen, und bis heute schätzt sie die Intimität, den Austausch mit dem Publikum. Das sitzt hier in den Bündner Bergen näher bei der Künstlerin als sonst irgendwo.

Und wenn sie üblicherweise in grossen Hallen auftritt, dann versucht sie auch dort diese Intimität herzustellen. Bei ihrem Konzert in der Zürcher Tonhalle im März machte sie das mit einer spektakulären Aktion: Nach etwa einer Stunde liess Dianne Reeves die Verstärkeranlage ausschalten, und präsentierte dem erstaunten Publikum eine Hommage an Billie Holiday ohne allen technischen Firlefanz. Die Einlage verfehlte ihre Wirkung nicht, und brachte ihr eine weitere Standing Ovation ein.

Grenzenlos

Dianne Reeves kommt aus einer musikalischen Familie in Denver, Colorado, bei der Genregrenzen nie eine Rolle spielten. Jazzgesang in der Tradition von Billie Holiday wurde ebenso gehört wie populäre TV-Entertainer, Gospel, Motown-Soul oder Weltmusik. Ihr Onkel spielte Kontrabass im Symphonieorchester von Denver, und brachte sie mit ein paar Platten von Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Sarah Vaughan auf den Jazzgesang.

Die Sängerin erwähnt aber auch die Weite der Landschaft in Denver und die Bewegung in der freien Natur als wichtige Einflüsse für ihre Offenheit gegenüber anderen Ausdrucksformen. «Daher kommt meine Musik», sagt sie unmissverständlich.

Bunter Mix

Diese stilistische Breite spiegelt sich bis heute in ihrem Repertoire. In St. Moritz präsentierte sie aktuelle Eigenkompositionen wie «Tango» vom letzten Album «Beautiful Life» neben Jazzklassikern wie «That’s All» oder «One For My Baby And One For The Road» und Pop-Hits aus den 1970er- und 80er-Jahren, wie Fleetwood Macs «Dreams» oder Bob Marleys «Waiting In Vain».

Das Erstaunliche dabei ist nicht etwa nur die Buntheit dieser Mixtur, sondern auch das wesentliche Kriterium bei der Auswahl der einzelnen Songs. «Meistens wähle ich die Stücke aufgrund ihrer Texte aus», sagt Dianne Reeves.

Es ist also nicht die Würze der Akkordfolgen oder die Süsse einer schönen Melodielinie, die sie einen bestimmten Song auswählen lassen. Dafür sorgt sie als versierte Jazzmusikerin beim Arrangement lieber gleich selbst. Eins zu eins übernimmt sie keine bekannten Lieder. Was sie auswählt, macht sie zu ihrem eigenen Material: «Das ist es, was es heisst, eine Jazzmusikerin zu sein.»

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