Manche sind bereits im Juli und August mit teuren Tickets in der Tasche zu den Klassik-Highlights nach Luzern, Gstaad oder Verbier gepilgert. Andere waren dazu bisher wenig motiviert. Oder gar abgeschreckt: Es braucht für den Besuch dieser Festivals nämlich nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Selbstbewusstsein. Denn musikalische Kennerschaft wird hier gerne und ausgiebig demonstriert. Oder simuliert. Dass es auch anders geht, das beweist alle zwei Jahre wieder die Schubertiade von Espace 2.
Mitsingen erlaubt
Das Klassikfestival versteht sich als grosses Volksfest: Ein Ort, an dem man überall bratwurstkauend hineinhören kann und so lange verweilen darf, wie man gerade Lust hat. Geboten wird nicht nur schwere Kost, sondern auch Populäres. Es treten international bekannte Solisten auf, aber auch gute Laien-Chöre und junge Ensembles. Und es gibt Anlässe, bei denen man sogar mitsingen darf.
Die Schubertiade findet am 7. und 8. September bereits zum 18. Mal statt und gehört heute zu den grössten und populärsten Musikfestivals der Schweiz. Über 1'600 Musiker und Sänger treten in rund 180 Konzerten an über 20 Lokalitäten auf, und das in den meisten Fällen etwa 40 Minuten lang.
Viele Konzerte finden an unspektakulären Orten statt: In Kirche, Theater oder Château. Daneben haben die Veranstalter im Walliser Städtchen Monthey aber auch ungewöhnliche Stätten auserkoren: Das Elektrizitätswerk, die «École de vitrail» (Schule für Fenstergestaltung) oder das ehemalige Salzlagerhaus. Auch draussen auf einer Baustelle wird musiziert, im Grünen unter Bäumen. Kurzum: Ganz Monthey wird zur Musikbühne.
Musik aus fünf Jahrhunderten
Gespielt und gesungen wird Musik aus mindestens fünf Jahrhunderten. Stilistisch gibt es auch Ausflüge in die Bereiche Jazz und Weltmusik. Zum Beispiel mit jungen Westschweizer Ensembles wie dem Trio Zapping, dem Quartett Tango Indigo oder der Gruppe Filidh Ruadh mit keltischer Harfe, Gesang, Hackbrett, Perkussion und Akkordeon.
Ein pianistisches Highlight bieten die Auftritte der ehemaligen Preisträger des Clara Haskil Klavierwettbewerbs, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Ein gutes Dutzend Konzerte mit bekannten Namen wie Till Fellner, Martin Helmchen oder Michel Dalberto stehen da auf dem Programm.
Nicht nur Schubert im Programm
Weitere Schwerpunkte liegen im Liedgesang (natürlich mit viel Schubert), bei den Streichquartetten (wie das Casal Quartett, Quatuor Sine Nomine, etc.), den vielen Chören und den Auftritten der zwei grossen Sinfonieorchester, das Orchestre de la Suisse Romande und das Orchestra della Svizzera Italiana.
Dass bei all dieser Vielfalt der rote Faden im Programm fehlt, das sei hier grosszügig verziehen. Dafür wurde das «Schubertiadische» nicht überstrapaziert: Nicht in jedem Programm finden sich Werke von Franz Schubert.