Alberich wirbt zu Beginn des «Rings» eifrig um die Rheintöchter, doch sie treiben nur ihren Spott mit ihm. Aber, sie verraten ihm in ihrem Übermut auch ein Geheimnis: Wer aus dem Gold, das sie bewachen, einen Ring schmiedet, wird so mächtig, dass er die ganze Welt unterwerfen kann. Nur eins muss er vorher tun, die Liebe verfluchen. Das fällt Alberich nicht schwer – das mit der Liebe will bei ihm sowieso nichts werden.
Er tut’s, schmiedet den Ring, reisst die Macht an sich, knechtet dann seine eigenen Leute und bereichert sich schamlos durch ihre Arbeit. Dass er sich von seinen Widersachern ganz einfach übertölpeln lässt und so den Ring wieder verliert, rundet das Charakterbild ab.
Das Ende der Götter
Komplexbeladen, machgierig und rücksichtslos, dazu leicht beschränkt – das ist ein Steilpass für Regisseure, die Wagners Ring in ein diktatorisches Umfeld rücken wollen. Alberich als Despot in Hitlerdeutschland oder Nordkorea – vom Charakterbild her geht das problemlos.
Aber auch wenn man Alberich ganz anders deutet: Beklemmend ist es allemal, wenn er gegen Ende des Rheingolds den Ring verliert – und verflucht: Wer auch immer diesen mächtigen Ring besitze, soll von der Furcht zerfressen werden, ihn wieder zu verlieren. Es ist dieser Fluch, der in Wagners Ring letzten Endes das Ende der Götter besiegeln wird.