Tannhäuser ist wieder mal einer, der sich nicht entscheiden kann: zwischen Venus und Elisabeth, zwischen sinnlich wollüstiger Erotik und göttlich reiner Liebe. Sehnsüchtig strebt er nach dem, was er gerade nicht hat. Im Berg der erotischen Venus sehnt er sich nach der keuschen, tugendhaften Elisabeth, aber am ritterlichen Sängerwettstreit singt er eine innbrünstige Hymne an die Göttin der sinnlichen Liebe – und zieht damit den Zorn, vielleicht auch den Neid seiner Mitstreiter auf sich.
Auch die Pilgerfahrt hilft nichts
Vor allem aber verstösst Tannhäuser gegen die Regeln, indem er sich offen zur sinnlichen Leidenschaft bekennt, offen zu den sonst verschwiegenen und im Schatten gelebten Trieben. Dafür muss er büssen: Tannhäuser wird verdammt. Verzweifelt pilgert er nach Rom, findet aber auch beim Papst keine Vergebung. Es schlägt ihm volle Zurückweisung entgegen, nichts von milder Vergebung, nichts von Sündenerlass. Tannhäuser ist und bleibt ein Aussenseiter.
Tot, aber erlöst
Was nun? Weg mit der Moral, zurück in den Venusberg zur Göttin der sinnlichen Liebe? Nein, am Schluss siegt die reine Liebe – oder vielleicht anders gelesen das biedere Bürgertum. Elisabeth ist bereit, sich für Tannhäusers Seelenheil zu opfern, also für ihn zu sterben. Tannhäuser ist damit erlöst, aber auch er stirbt. Im Leben hat er also die ewige, glückbringende Liebe nicht gefunden – er ist gescheitert.
Fordernde Sängerpartie
Gescheitert ist auch der Hauptdarsteller der Uraufführung, der Tenor Joseph Tichatschek. Er war mit der Rolle überfordert und anschliessend tagelang heiser. Wagner kürzte und vereinfachte daraufhin die Titelpartie, aber bis heute bleibt die Tannhäuserrolle eine Herausforderung – allerdings keine unüberwindbare. Der Held ist zumindest auf stimmlicher Ebene nicht zum Scheitern verurteilt.