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Musik «Wir haben Möbel verschoben und zwei Türen ausgehängt»

Do it yourself liegt im Trend. Aber nicht beim Musizieren. Statt selbst Hausmusik zu spielen, holen Leute professionelle Musiker in ihr Wohnzimmer – wie die Basler Studentin Sônia Kewan. Sie erzählt über ihr erstes Wohnzimmerkonzert.

Zu den zahlreichen jährlichen Gedächtnistagen zählt auch der 22. November: An diesem Tag wird die Hausmusik gefeiert. Nicht ganz unwichtig, gehört doch Hausmusik – das gemeinsame Musizieren innerhalb der Familie, oder innerhalb der Hausgemeinschaft – zu einer aussterbenden Tradition. Schule, Job und familiäre Verpflichtungen lassen immer weniger Spielraum für das zeitintensive Hobby Musik.

Doch Hausmusik kann auch anders verstanden werden: als Musik Zuhause. Als solche boomt sie. Über Plattformen wie sofaconcerts.org engagieren private Gastgeber Musiker oder Bands für ein Hauskonzert. Als Konzertsaal dient das eigene Wohnzimmer.

Zur Person

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Sônia Kewan ist Studentin in Basel und arbeitet zurzeit als Praktikantin in der Onlineredaktion von SRF Kultur.

Die Studentin Sônia Kewan hat ein Wohnzimmerkonzert veranstaltet und den Singersongwriter Long Tall Jefferson in ihre Basler Wohngemeinschaft eingeladen.

SRF Kultur: War es so, wie Sie es sich vorgestellt haben?

Sônia Kewan: Ja. Die Stimmung war unheimlich schön, unseren Gästen hat die Musik gefallen, und es gab viele Zugaben.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihr privates Reich für ein Konzert zu öffnen?

Webhinweis

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Bezahlbare Privat-Gigs: Das Startup Sofa Concerts bringt kleine Bands mit privaten Gastgebern für Konzerte zusammen.

Ich gehe selbst sehr gern an Konzerte, vor allem in kleinere Locations. Da ich mit meiner WG in einer schönen, grossen Wohnung lebe, dachte ich mir: Das ist der ideale Ort für ein Wohnzimmerkonzert.

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Kneipen-Konzert und einem Wohnzimmerkonzert?

An einem Wohnzimmerkonzert ist die Aufmerksamkeit der Zuhörer grösser. Ausserdem kann ich in mein Wohnzimmer Gäste einladen, die ich mag – und den Musiker meiner Wahl.

Wir haben den Musiker zum Nachtessen eingeladen. Zudem bekommt er von den Gästen eine Kollekte.

Haben Sie den Luzerner Singersongwriter Long Tall Jefferson über eine der aktuellen Hausmusik-Plattformen engagiert?

Nein, ich habe ihn direkt bei einem anderen Konzert angesprochen. In der Schweiz sind diese Plattformen noch nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland.

Zahlen Sie Ihrem Musiker eine Gage?

Nein. Wir haben ihn zum Nachtessen eingeladen. Er bekommt bei uns Kost und Logis, falls er noch länger mit uns feiern möchte. Zudem bekommt er von den Gästen eine Kollekte.

Wie haben Sie Ihr Wohnzimmer zum Konzertsaal umfunktioniert?

Wir haben einige Möbel verschoben, zwei Türen ausgehängt, eine kleine Bar im Wintergarten aufgebaut – aber sonst war nicht viel nötig. Ein einzelner Musiker braucht zum Glück keine riesige Bühne. Eine Ecke im Wohnzimmer hat Jefferson gereicht.

Wie haben Ihre Nachbarn auf Ihr Wohnzimmerkonzert reagiert?

Wir haben sie eingeladen, aber sie waren leider verhindert. Ich denke, zweimal im Jahr ist so ein Konzert in der Wohnung kein Problem für sie.

Dann werden Sie nun zur professionellen Konzertveranstalterin?

Das nicht, aber es wäre schön, wenn bald wieder jemand bei uns spielen würde.

Das Gespräch führte Jenny Berg.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 22.11.2016, 17:15 Uhr

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