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Aufnahme eines Mannes, der eine Zeitschrift in der Hand hält.
Legende: Der Zeitungsmacher im Jahr 1970: Jann Wenner. Getty Images

Zeitschrift «Rolling Stone» Er schrieb die Rock-Geschichten der 68er

Er verstand es, aus den Sixties ein Geschäft zu machen: der Zeitungsmacher Jan Wenner. Eine Biografie zeigt sein schillerndes Leben.

Jann Wenner war gerade 21 Jahre, als er der amerikanischen Jugend ein eigenes Musikmagazin verpasste.

Der Zeitpunkt war gut gewählt: 1967 war der Sommer der Liebe, des aufkommenden Hippielebens, der zunehmenden Proteste gegen den Vietnam-Krieg, des epochalen Albums «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band» der Beatles.

Kulturwandel begleiten

Figuren wie die Beatles, Bob Dylan oder die Rolling Stones – die dem neuen Magazin den Namen gaben, waren Idole, ja sogar Hoffnungsträger einer neuen Ideologie. Nur eines fehlte: eine Zeitschrift, die auf seriöse Art diesen grossen Kulturwandel begleiten und mitgestalten würde.

Wenner kam von der Ostküste, war zum Studium an die Westküste gezogen, nach San Francisco, der Hauptstadt der Hippies und der Schwulen der USA.

Nationales Magazin für Rockmusik

Er witterte eine Marktlücke: Gemeinsam mit dem Musikjournalisten Ralph Gleason gründete er den «Rolling Stone», das als einziges nationales Magazin der USA die Rockmusik thematisierte. Damit wurde er schnell bekannt, auch wegen Interviews mit den wichtigsten Köpfen der Szene. Die «Bewegung» hatte eine Stimme.

Literaturhinweis

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Joe Hagan: «Sticky Fingers. Wie Jann Wenner und der Rolling Stone Musikgeschichte geschrieben haben». Rowohlt. 2018.

Jann Wenner war mehr als ein findiger Zeitgenosse. Er war Fan dieser Musik, vor allem derjenigen der Szene von San Francisco. Ihn trieben aber auch noch andere Motive an: Er wollte wichtig, reich und berühmt werden, was ihm mit dem «Rolling Stone» auch gelingen sollte.

«Dabei» sein

Die Mischung aus Klatsch aus dem Backstagebereich, Interviews mit den Stars des Tages, die Analyse der neu erschienenen Schallplatten – all das musste gelesen werden, wollte man «dabei» sein.

Immer mehr entwickelte sich das Blatt zur Plattform für den «New Journalism»: Hunter S. Thompson, Tom Wolfe und andere schrieben hier angriffige Reportagen über die Schattenseite des amerikanischen Traums, Greil Marcus trug philosophische Exkurse über die Rockkultur bei.

Biografie «Sticky Fingers»

In seiner ausführlichen Biografie «Sticky Fingers» beschreibt der Journalist Joe Hagan das Leben des Zeitungsmachers Jann Wenner als typisch für die Rock'n'Roll-Elite der Zeit: ein Nebeneinander von Drogen, Sex und sozialen Experimenten.

Nahaufnahme zweier Männer, die vor der Kamera posieren.
Legende: 31 Mal figurierte Jagger (links) auf dem Cover des Magazins von Jann Wenner. (Foto: 2007) Getty Images

Wenner ist schwul, vertagte sein Coming Out aber auf die 90er-Jahre. In den Anfangsjahren des Magazins sei er in Mick Jagger, den Sänger der Rolling Stones verliebt gewesen.

Zugang zu allen Stars

Wenner hatte als Chef der einzigen nationalen Rockzeitschrift der USA Zugang zu allen Stars, speziell zu den Stones. Insgesamt 31 Mal figurierte Jagger auf der Titelseite, kritische Stimmen meinten, das Magazin sei nichts als die Hauspostille der britischen Band. Diese Nähe war nicht immer beschwerdefrei, Wenner konnte auch gegenüber den Idolen austeilen.

Dennoch: Als der «Rolling Stone» anfangs der 70er-Jahre einzugehen drohte, konnte Wenner auf ein langes Interview mit John Lennon über die Trennung der Beatles zurückgreifen. Diese Ausgabe verkaufte sich wie warme Semmeln, das Magazin war gerettet.

Sexuelle Politik der Jahre

Hagans Analyse des schillernden Charakters von Wenner ist reich an pikanten Details. Es ist darin so viel von Sex die Rede, dass Wenner das Buch als «schäbig» bezeichnete. Man versteht seine Betroffenheit; allerdings ergötzt sich Hagan keineswegs an den diversen Affären und dem Namedropping der Beteiligten.

Vielmehr liefert Hagan eine adäquate Beschreibung der sexuellen Politik jener Jahre. Viele seiner Beobachtungen sind sehr präzise. Wenner, so Hagan, sei einer der wenigen gewesen, die bereits damals verstanden hätten, dass die Sixties auch ein Business waren. Jedenfalls die Kultur der 60er (und der 70er) ist ohne den «Rolling Stone» kaum lesbar – im Tratsch wie in der Analyse.

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