Die Schweiz bringt nicht nur heute Komponisten internationalen Formats hervor. Mit Joseph Lauber, geboren 1864, wird zurzeit ein Komponist wiederentdeckt, dessen Musik den Strömungen seiner Zeit durchaus gewachsen war.
Lauber blieb mit seinen Kompositionen stilistisch traditionell, er schrieb keine Avantgardemusik. Das Schicksal nicht weniger solcher Komponisten ist es, von der Gegenwart heute ignoriert zu werden. Zu konventionell, zu wenig innovativ. So war es auch Lauber ergangen – bis jetzt.
Laubers Sinfonien als Welt-Ersteinspielung
Kaspar Zehnder, Leiter des Sinfonieorchester Biel Solothurn, will nun Laubers gesamtes sinfonisches Werk mit seinem Orchester aufnehmen. Als Welt-Ersteinspielung.
Joseph Laubers Sinfonien liegen in der Universitätsbibliothek Lausanne. «Lauber hat sich zum Komponieren immer in die Sommerfrische zurückgezogen», sagt Dirigent Zehnder.
Auf einer Alp im Wallis bei Martigny sind so in nur zwei Jahren ganze sechs Sinfonien entstanden. «Wenn man die Datierungen anschaut, die Lauber unter seine Sinfonien geschrieben hat, sieht man, dass es in jener Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, förmlich aus ihm herausgesprudelt hat.»
Das Erhabene der Alpen
Die Vorbilder Laubers – die deutsche Spätromantik in München, in Paris der beginnende Impressionismus – drücken in seiner Musik durch. Aber nur teilweise. «Man merkt», so Zehnder, «dass sich in diesen Sommern im Waadtland bei Lauber etwas Eigenes durchzusetzen beginnt.»
Lauber habe eine Art «Alpenmusik» geschaffen, was vor allem in der ersten Sinfonie ganz klar zum Tragen komme. «Man hört in dieser Sinfonie das Erhabene der Alpen, vielleicht sogar so etwas wie einen pantheistischen Ansatz», sagt Zehnder.
Zu Unrecht unbekannt
Die ersten Aufnahmen der Sinfonien wurden jetzt im Juni in Bern gemacht. Im September sollen sie fortgesetzt werden. Die CD mit Laubers Sinfonien Nr. 1 und 2 erscheint voraussichtlich diesen Herbst beim Label Fonogramm. Für 2021 sind zwei weitere Lauber-CDs geplant.
Die Aufnahmen werden zeigen, dass man die Kompositionen dieser Schweizer Musikgrösse zu Unrecht so lange im Archiv hat schlummern lassen.