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Zum Tod von André Previn Swingender Pianist, souveräner Dirigent

Klassik, Jazz, Pop, Filmmusik – André Previn fand in jedem Genre seinen Ton. Über einen musikalischen Überflieger.

Grosse Figuren in der Musik des 20. Jahrhunderts, die sowohl den Jazz wie die klassische Musik entscheidend geprägt haben, sind George Gershwin und Leonard Bernstein – und, weniger als Komponist, denn als Dirigent und Pianist, André Previn.

Er hinterlässt zwar auch ein gewaltiges Oeuvre, aber keine Werke von der Bedeutung einer «Rhapsody In Blue» (George Gershwin) oder der «West Side Story» (Leonard Bernstein).

Go West

Wie Gershwin und Bernstein stammte auch Previn aus einer jüdischen Familie, die aus Europa nach Amerika emigrierte. Er wurde als Andreas Ludwig Priwin am 6. April 1929 in Berlin geboren und kam mit seiner Familie über Paris nach Los Angeles.

Dort hatte Previn immer wieder bekannte Lehrer und Mentoren wie Mario Castelnuovo-Tedeso, Pierre Monteux oder Jascha Heifetz. Aber im Jazz fand Previn seinen Weg aufgrund seines grossen Talents weitgehend als Autodidakt.

Das pralle Leben

Seine musikalische Mehrfachbegabung spiegelt sich in seinen Werken, aber auch in seinem Leben – genauer, in seinen fünf Ehen.

Andre Previn war verheiratet mit der Jazzsängerin Betty Bennett (1952-57), der Singer-Songwriterin Dory Langdon (1959-1970), der Schauspielerin Mia Farrow (1970-79), Heather Hales (1982-1999) und schliesslich 2002-2006 mit der deutschen Geigerin Anne-Sophie Mutter, für die er auch das Violinkonzert «Anne-Sophie» schrieb.

Ein Schwarz-Weiss-Bild von Andre Previn. Er hält einen Dirigentenstab.
Legende: André Previn dirigiert das Pittsburgh Symphony Orchestra im Juli 1984. Keystone / John Kaplan / Pittsburgh Post-Gazette

Klassik, Jazz, Pop, Filmmusik: André Previn fand in jedem Genre seinen Ton, und komponierte offenbar mit leichter Hand Songs, Opern, Sinfonik, Kammermusik und Klavierwerke.

Musikalisches Chamäleon

Als Jazzpianist swingte Previn enorm. Er spielte mit Grössen wie dem Gitarristen Joe Pass, der Sängerin Ella Fitzgerald oder dem Bassisten Ray Brown und war vor allem an der amerikanischen Westküste eine Institution.

Als Dirigent legte er parallel dazu eine Laufbahn hin, die allein für sich genommen so manchen Berufskollegen vor Neid erblassen lässt. Die Stationen, an denen er sich als Chef-Dirigent profilierte reichen vom Houston Symphony Orchestra über das London Symphony Orchestra bis hin zum Royal Philharmonic Orchestra, um nur einige zu nennen.

Seinen Schwerpunkt legte er dabei auf das sinfonische Repertoire des 19. und des 20. Jahrhunderts. Diese einzigartige musikalische Laufbahn endet nun kurz vor André Previns 90. Geburtstag.

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