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Zum Tod von Chick Corea Chick Corea war überall zu Hause – und am liebsten im Jazzclub

Chick Corea gehörte zu den ganz Grossen im Jazz: Mit Groove und Improvisation erschuf er seine eigene Sprache.

Eine kleine Szene in der Bar eines St. Moritzer Grand Hotels illustriert, mit welcher Spiellust Chick Corea als Improvisator unterwegs war: Als er 2013 nach einem fantastischen Konzert am Festival da Jazz in der Hotel-Bar etwas essen wollte, bemerkte ihn das anwesende Publikum, aber auch der Bar-Pianist. Aus einem Reflex heraus spielte dieser Coreas berühmtestes Thema «Spain».

Alle Anwesenden waren gespannt auf Coreas Reaktion. Dieser dinierte seelenruhig und ging erst danach zum Kollegen am Bar-Piano. Er bedankte sich für den Gruss, um dann vierhändig mit ihm über «Autumn Leaves» zu improvisieren.

Schwarz-weiss Bild eines Mannes am Klavier
Legende: Der amerikanische Jazzpianist und -komponist Chick Corea 1988 am Jazzfestival in Montreux. Keystone / JEAN-GUY PYTHON

Eigene Sprache


Dieser intime Rahmen war Chick Coreas bevorzugtes Spielfeld. Er wusste genau, wo seine Musik, der Jazz, herkommt. Dort erlebte er seine Helden – Pianisten wie Bud Powell und Thelonious Monk.

In diesem Ambiente entwickelte Corea seine ganz persönliche Sprache. Sie ist so markant, dass ihn nicht nur Kenner schon nach wenigen Tönen im Blindtest heraushören – eine Qualität, die für Jazzmusikerinnen und -musiker essenziell ist.

Mozart und Beethoven

Andererseits hatte Chick Corea immer auch ein Ohr für seine klassischen Helden, Mozart und Beethoven. Hier sprang er als Interpret quasi ins kalte Wasser, allerdings ohne auch nur annähernd die Wirkung zu erzielen, die er als Jazzpianist stets erreichte.

Schwarz-Weiss Bild eines Mannes am Keyboard
Legende: Chick Corea in seinem Element: Am Keyboard in der Avery Fisher Hall, New York, 1978. Getty Images / Chuck Fishman

Nikolaus Harnoncourt und Friedrich Gulda nahmen in den frühen 1980er-Jahren mit ihm Mozarts Konzert für zwei Klaviere Es-Dur auf.

Groove und Sinnlichkeit

Mit seinen eigenen Kammermusik-Kompositionen und seinen Werken für Piano solo fand er hingegen einen ganz speziellen Ton mit dem Besten aus beiden Welten.

Seine «Lyric Suite for Sextet» für den Vibraphonisten Gary Burton, sich selbst und ein Streichquartett, ist eine gelungene Fusion von Groove und Klangsinnlichkeit. Sie hat viele Komponistinnen und Komponisten zu eigenen Werken inspiriert.

Band in den 70ern auf einer Bühne
Legende: Oft im Windschatten von Miles Davis unterwegs: Pianist Chick Corea (links) in der BBC «Jazz Scene»-Show, 1969. Getty Images / David Redfern

Unplugged und elektrisch

Als Pianist und Keyboarder prägte Chick Corea vor allem den Fusion-Jazz. Nachdem er 1970 die Band von Miles Davis verlassen hatte, gründete er mit Return To Forever eine Formation, die genau so stilbildend war wie diejenigen der anderen Tastenmänner aus dem Davis-Universum: Joe Zawinuls Weather Report oder Herbie Hancocks Headhunters.

Mann mit zwei Awards in seinen Händen
Legende: Ein Preis nach dem anderen räumte Jazzmusiker Chick Corea ab. Hier: der Best Improvised Jazz Solo-Award für «Hot House» und die beste Komposition für «Mozart Goes Dancing», (2013) Getty Images / Frederick M. Brown

Lange Zeit wurde Corea darauf fixiert, wusste sich aber immer wieder aus der sogenannten «Fusion-Falle» zu befreien – mit Solo-Auftritten am Flügel oder im akustischen Piano-Trio. Hier war er dann wieder da, wo er 1968 mit «Now He Sings, Now He Sobs» den Grundstein für seine Weltkarriere gelegt hatte.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 6:01 Uhr

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