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Zum Tod von Jacques Loussier Sein Flügel brachte Wände zum Fallen

Er brachte Jazz und Klassik zusammen: Der französische Pianist umging in seiner Karriere die Mauern zwischen den Genres. Trotzdem half er bei der Entstehung einer ganz wichtigen Mauer mit.

Wie leicht es war, ihn zu kritisieren! Für eingefleischte Klassik-Fans trieb Jacques Loussier böse Spässe mit Bach, für puritanische Jazzer waren seine Improvisationen zu schwach auf der Brust.

Dem grossen Publikum war das egal: Über sechs Millionen Alben verkaufte Loussier in den ersten 15 Jahren seiner Karriere – und liess damit die meisten Kolleginnen und Kollegen aus Jazz und Klassik im Regen stehen.

Ab 1959 und dem Album «Play Bach» stand Loussier in der Sonne. Da konnten die Puritaner beider Lager lange aufheulen.

Ein einfaches Konzept, das Türen öffnete

Dabei war das Konzept denkbar einfach: Man nehme bekannte Musik des grossen Komponisten und Improvisatoren J.S. Bach, arrangiere sie für Jazz-Klavier-Trio und garniere sie mit unaufdringlichen eigenen Zutaten. Fertig.

Die Idee, damit in ein Aufnahmestudio zu gehen, kam noch nicht einmal von Jacques Loussier selbst. Und dass er damit so viele Herzen und Türen öffnen würde, hat Loussier denn auch ziemlich überrascht.

Zumal das Jahr 1959 gerade für Jazzpublikum ein sensationelles war: Miles Davis veröffentlichte seine «Kind of Blue»-Platte, John Coltrane «Giant Steps», Dave Brubeck «Time Out», Ornette Coleman «The Shape of Jazz to Come».

Wen könnte das nur interessieren?

Der Jazz war an einer Scharnierstelle und entwickelte sich gerade in alle Himmelsrichtungen. Wie nur schaffte es ein blutjunger französischer Konservatoriums-Abgänger, in diesem Feld zu bestehen?

Indem er genau das machte, was er wirklich wollte. Mit 16 kam er von Angers nach Paris ans Konservatorium und schloss als Klassenbester ab.

Bach hatte Jacques Loussier schon als Kind fasziniert, und es hatte ihm schon immer Spass gemacht, die Musik selber weiterzudenken und darüber zu improvisieren. Dass sich aber auch andere für diese Improvisationen interessieren würden, darauf musste man Loussier beim Label Decca zuerst mal bringen.

Entspannend, nicht spannend

Dann aber ging alles sehr schnell. Ein paar Jahre und vier Alben mit Bach-Interpretationen später war Loussier mit seinem Trio weltberühmt. Er spielte in den grossen Konzertsälen der ganzen Welt.

Dort hatte man meistens schon spannendere Musik gehört. Aber es liess sich dazu eben auch herrlich entspannen.

Jacques Loussier bei einem Konnzert 1998.
Legende: Jacques Loussier bei einem Konnzert 1998. Getty Images/ David Redfern/ Redferns

Rückblickend wird klar: Jacques Loussier hat viel mehr als nur ein paar Türen geöffnet für Klassik-Fans, die es gerne auch mal «verjazzt» mochten. Er hat ganze Wände zwischen der Welt der Klassiker und der Welt der Jazzer als Theaterkulissen entlarvt – und elegant zur Seite geschoben.

Die einzige Wand, die bleibt

Die einzige Wand, die er je begrüsst hat, entstand Ende der 70er-Jahre. Damals hatte sich Loussier, vom Erfolg erschöpft, zurückgezogen in sein Studio in der Provence. Wo er nicht nur an der eigenen Musik arbeitete, sondern auch Rockmusiker zum Aufnehmen einlud.

Es kamen Sting, Yes – und eben auch Pink Floyd. Letztere nahmen dort einen Teil ihres berühmtesten Albums auf: «The Wall».

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 6.3.2019, 17:30 Uhr.

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