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Freiluft-Käfig im Sand, Stacheldraht, US-Soldat.
Legende: Freiluft-Isolierzelle mit Insasse und US-amerikanischer Militärpolizist, 22.6.2004. Fotograf John Moore erhielt für seine Irak-Aufnahmen 2005 den Pulitzerpreis. Keystone / John Moore

Netzwelt Abu Ghraib: Eine Chronik der Schande

Wie US-amerikanische Armeeangehörige im Gefängnis Abu Ghraib im Irak Gefangene behandelt haben ist ein sehr dunkles Kapitel. Fast neun Jahre sind vergangen, seit der Fernsehsender CBS die schockierenden Bilder veröffentlichte. Im Netz sind diese Bilder und Artikel zu Abu Ghraib gesammelt.

Ein Dossier zu den Vorfällen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib findet sich auf der Website des US-Internetmagazins «Salon.com», das der Journalist David Talbot (früher bei «Interview» und «Playboy») 1995 in San Francisco gründete. Das Magazin gilt als Pionier des gehobenen Online-Journalismus. Seine Leserschaft findet es hauptsächlich in den USA.

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«Salon.com» publizierte seit Mai 2003 Artikel zu Abu Ghraib, das bereits während Saddam Husseins Diktatur ein Gefängnis war. Die USA übernahmen es. Und sie praktizierten darin nicht die Werte, die sie offiziell vertreten.

Misshandlung von Gefangenen

Denn allmählich wurden schreckliche Zustände bekannt. Am 13. Januar 2004 übergab Soldat Joseph Darby dem «Criminal Investigation Command» (CID), einer Art US-Militärkriminalpolizei, Fotos von Misshandlung von Gefangenen in Abu Ghraib durch US-Militärangehörige. Die Armee leitete sofort Untersuchungen ein.

Am 28. April 2004 veröffentlichten die Fernsehstation «CBS» und das Magazin «The New Yorker» Fotos und Berichte über systematische Folter in Abu Ghraib. Die Nachricht erregte weltweit Aufsehen. International kam es zu äusserst heftiger Kritik an den USA, weil diese Misshandlungen von ganz oben befohlen und gutgeheissen wurden. Der «Krieg gegen den Terror» rechtfertigte für die einen alle Mittel. Diese Website dokumentiert chronologisch, welche Informationen wann veröffentlicht wurden - und wie die Administration Bush darauf reagierte.

Von Menschenrechten reden, Folter praktizieren

Von Menschenrechten und Demokratie reden – Terror und Folter praktizieren. Der Schaden für das Verhältnis zwischen dem Westen und der arabischen Welt war und ist enorm.

«Salon.com» nennt namentlich die Verantwortlichen für das US-Foltersystem im Irak: angefangen beim damaligen Präsidenten George W. Bush und seinen Ministern und Beratern – bis hin zu den später zu Haft- oder Geldstrafen verurteilten tieferrangigen Täterinnen und Tätern, US-Armeeangehörigen, die im Feld umsetzten, was von oben legalisiert worden war. Die Amtsträger in Washington, die die Folter anordneten und billigten, wurden nie von der Justiz behelligt.

Foto- und Videobeweise

Die Website zeigt zahlreiche Fotos und Videos aus Abu Ghraib. Abscheuliche Aufnahmen. Abscheulich, weil sie wirklich begangene Verbrechen zeigen, die im Namen hehrer Werte begangen wurden, von Militärangehörigen und Geheimdienstlern einer Nation, die offiziell eine grundsätzlich andere Ethik vertreten, als sie auf dem Terrain tatsächlich umsetzten. Abscheulich auch, weil die darauf festgehaltenen Verbrechen in unserer unmittelbaren Vergangenheit verübt wurden. Es ist eine Chronik der Schande.

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