Worum geht's?
Die Facebook-Seite «Humans of New York» versammelt Geschichten mitten aus dem Leben: über verlorene Lieben, Geldnöte, Kinderträume. Seit 2010 hält der Fotograf Brandon Stanton verschiedengestaltige Begegnungen fest – und veröffentlicht täglich eine davon auf seinem Blog und auf Facebook.
Der Franzose Albano Franzoso hat das Konzept des US-Fotografen übernommen. Auf «Humans of Dunkerque» portraitiert er – ebenso mit einem Foto und ein paar Sätzen – die Bevölkerung der nordfranzösischen Stadt Dunkerque. Vor allem Menschen in dem Flüchtlingslager «Grande-Synthe».
«Humans of Dunkerque» zeigt zum Beispiel einen jungen Mann, der ein Foto von einem Terroristen und einer Leiche in die Kamera hält. Darüber steht: «Daesh [franz. für IS] hat meinen Bruder getötet», mehr nicht. Ein anderes Foto zeigt ein junges Paar, einen Mann, der eine Frau küsst. Dabei stehen die Worte: «Das ist meine Verlobte. Wir sind Kurden.» Oder ein Kind strahlt in die Kamera. Es wünscht sich, in eine richtige Schule gehen zu können.
Warum ist's interessant?
Die Facebook-Seite bietet einen anderen Einblick in Europas grösstes Flüchtlingslager als traditionelle Medien. Hier wird nicht kommentiert oder analysiert, die Geschichten der Menschen stehen für sich – für sie selbst.
Aus den Kommentaren der insgesamt 15'000 User von «Humans of Dunkerque» ist abzulesen, dass die Menschen diese Art der Berichterstattung schätzen. Sie fühlen sich angesprochen und drücken ihr Mitgefühl aus.
Albano Franzoso zeigt mit seiner Seite, dass soziale Medien neben der traditionellen Berichterstattung einen guten Beitrag leisten können. Er pflegt die Facebook-Seite mit Sorgfalt, reagiert auf User-Kommentare, gibt Hintergrundinformationen stellt Zusammenhänge richtig.
So schafft es der Fotograf, dass die Seite nicht von der einen oder anderen User- Seite instrumentalisiert wird – sondern einfach Einblicke in das Leben der Flüchtlinge in Dunkerque bietet.
«Humans of Dunkerque» (auf Französisch)