Link zum Thema
Was Werbeagenturen und Irans Militär gemeinsam haben? Beide arbeiten gerne mit Bildbearbeitungsprogrammen. Das zeigt das Netzmagazin theatlanticwire.com in einem amüsanten Artikel auf. Während die einen Busen vergrössern, Taillen schmälern, Hintern verkleinern und Beine verlängern, bastelt die iranische Propagandamaschinerie an viel gröberen Geschützen: Sie lassen Flugzeuge fliegen, die sich vermutlich gar nicht in der Luft halten könnten.
Flieg Flugzeug, flieg
Konkret den Kampfflieger Qahar 313, den die iranische Republik letzte Woche im Rahmen der Feierlichkeiten zur Islamischen Revolution mit viel Tamtam der Öffentlichkeit präsentierte. Made-in-Iran soll dieser auf dem neusten Stand der Technologie sein, mit allen heute möglichen Extras ausgestattet.
Gemäss Flugexperten ist Qahar 313 jedoch völlig fluguntauglich. So ist das Cockpit zu klein – die Knie des Piloten ragen über die Seitenwände hinaus. Und ausserdem fehlen die Düsen – bei einem Düsenjet nicht unrelevant.
Diese Einwände sind alle falsch und westliche Anti-Iran-Propaganda, wehrt sich der iranische Verteidigungsminister. Deshalb gibt es jetzt ein Beweisfoto, das den Qahar 313 fliegend zeigt. Und zwar hoch über den Bergen, im Hintergrund der Damavand – das Matterhorn des Irans.
Verräter sind die Lichtreflexe
Die Rechnung wurde aber ohne einen findigen iranischen Blogger gemacht, der das Hintergrundbild mit dem Berg in der öffentlichen Bilddatenbank PickyWallpapers fand. Hellt man dieses Foto etwas auf und legt dann das aus dem Propaganda-Foto ausgeschnittene Flugzeug darüber, erhält man innert weniger Minuten das iranische «Beweisfoto».
Ein Vergleich zeigt: Die Reflexe und Schatten auf dem Foto des Qahar-vor-dem-Berg sind identisch mit den Lichtreflexen auf dem Foto Qahar-in-der-Schauhalle. Die Lichtreflexe verraten den Betrug.
Unbelehrbare Wiederholungstäter
Dass der Iran für Militär-Propaganda gerne Bilder «bearbeitet», ist indes nicht neu. 2008 schickte die Propagandaagentur Sepah News aus Unachtsamkeit zwei Bilder derselben militärischen Operation um den Globus. Auf einem der Bilder sind vier, auf dem anderen drei Raketen zu sehen. Fakt ist: Eine der Raketen zündete nicht und blieb im Rohr stecken – was ein unschönes Bild abgibt, will man damit seine Raketenstreitmacht unter Beweis stellen.
Und November 2012 war ein Bild im Umlauf, das angeblich die neuste Drohne Irans zeigte. Zu sehen war aber eine japanische Drohne, die vom Dach einer japanischen Universität startet. Einzig die Ventilatoren hatten die Iraner wegretouchiert und dachten, niemand würde das bemerken.
Eines haben die Iraner gegenüber 2012 aber dazugelernt: Gefälschte Propaganda wirkt echter, wenn sie vor dem Hausberg stattfindet und nicht auf einem fremden Universitätsdach.