DJs sorgen dafür, dass sich Altes neu anhört: Sie remixen Songs oder fügen mehrere Titel zu einem langen Mix zusammen.
Viele schätzen DJ-Mixe als Weg, neue Musik kennenzulernen. Nutzer von Streamingdiensten wie Spotify oder Apple Music haben jederzeit etwa 40 Millionen Songs zur Verfügung. Viele benötigen bei dieser gigantischen Auswahl Hilfe und hören sich deshalb mit Playlists durchs Angebot.
Ein noch besserer Wegweiser durch die Song-Vielfalt sind aber DJ-Mixe: Sie werden von Menschen zusammengestellt, die sich in einem Genre sehr gut auskennen und die einzelnen Titel zu einem runden Mix zusammenfügen.
Tracks aus dem Schlafzimmer
Auf der Musikplattform SoundCloud finden sich unzählige solche Mixe. Hochgeladen werden sie meist von sogenannten «Bedroom Producers»: Amateur-DJs, die ihre Werke im «eigenen Schlafzimmer» zusammenstellen und hochladen.
Sie haben damit SoundCloud einen Katalog von 100 Millionen Titeln beschert, der monatlich von 175 Millionen Nutzern gehört wird.
Der Haken an der Sache: Die DJs sind mit ihren inoffiziellen Mixen rechtlich oft auf dünnem Eis, weil sie die Musikstücke ohne Erlaubnis verwenden.
Komplizierte Rechtslage
Die Erlaubnis, einen Song in einem Mix zu verwenden, ist nicht leicht einzuholen. Es gibt viele Rechteinhaber, die berücksichtigt werden müssen, wie Fabian Niggemeier vom Rechtsdienst der Suisa erklärt: «Zum einen gibt es die Aufnahme, die vom Künstler kontrolliert wird, zum anderen die Komposition von einem Urheber.»
Der Künstler wird von einer Plattenfirma vertreten, der Urheber von einem Verlag. Beide müssen bei der Verwendung um Erlaubnis gefragt werden, manchmal sind mehrere Urheber über verschiedene Verlage involviert.
Die Rechteklärung wird schnell unübersichtlich: «Bisher wurde das in vielen Fällen nicht gemacht», sagt Niggemeier. Plattenfirmen gingen deshalb zuweilen resolut gegen die DJ-Mixe auf SoundCloud vor .
Die Erlaubnis automatisch einholen
Das Unternehmen Dubset will diese verfahrene Situation klären: Es bietet einen Dienst an, der die verwendeten Stücke automatisch erkennt, die Erlaubnis bei den Rechtinhabern einholt, und Einnahmen entsprechend an alle Urheber verteilt.
Spotify und Apple Music haben Dubset bereits integriert und bieten jetzt auch inoffizielle Remixe an. Längere DJ-Mixe sollen später folgen.
Legalisieren, was ohnehin schon gemacht wird
Wenn der Dienst so zuverlässig funktioniert, wie Dubset verspricht, bietet das für DJs eine enorme Vereinfachung, sagt Niggemeier: «Es ist für sie eine Möglichkeit, relativ einfach die Bearbeitungserlaubnis für ein Stück zu bekommen.»
Und auch für die anderen Beteiligten bietet das System Vorteile: Eine bisher oft illegale Praxis wird legalisiert, die Rechtinhaber werden beteiligt, genauso wie die Verlage und Plattenfirmen.
Wieviel Dubset den Rechteinhabern wirklich bringt, muss sich erst zeigen. Dennoch sagt Niggemeier schon jetzt: «Insgesamt ist das zu begrüssen, es ist ein Schritt in die richtige Richtung.»
Alles Gewinner?
Führt dieses System also zu einer Win-Win-Situation, die alle glücklich macht? Es sieht danach aus. Wobei natürlich nicht alle gleichviel gewinnen: Hauptprofiteure sind die Streaminganbieter, die sich so den Weg zu zahlreichen von Nutzern hochgeladenen Inhalten eröffnen.
Die Künstler bekommen zwar einen Anteil, doch der wird bei Streamingdiensten oftmals als zu gering kritisiert. Und schliesslich gibt es bei dieser Sache doch auch einen Verlierer: SoundCloud. Die Plattform muss fürchten, dass die «Bedroom Producers», die ihr so grossen Erfolg beschert haben, nun zur Konkurrenz abwandern.