Wer bisher im Netz nach Schweizer Literatur suchte, landete auf ganz unterschiedlichen Portalen: Eine Übersicht zu Lesungen gibts auf «Wer liest wo» , auf anderen wiederum stehen Autorenporträts oder Lektüretipps . Von den diversen Websites von Literaturfestivals, Literaturhäusern und -archiven ganz zu schweigen.
Link zum Artikel
Vorgefilterte Suchresultate
Der Verein «LiteraturSchweiz» will mit einem neuen Portal Abhilfe schaffen: «Alles unter einem Dach» heisst die Devise. Die Schweizer Literaturszene mit all ihren Akteuren soll unter einer grossen Dachmarke vereint werden.
Dafür hat der Verein an den Solothurner Literaturtagen das Portal literaturschweiz.ch lanciert – unterstützt vom Bundesamt für Kultur. Es ist eine Art Metasuchmaschine: Statt wahllose Resultate spuckt sie vorgefilterte und redaktionell aufbereitete Informationen und Links aus.
Google kann nicht ersetzt werden
Was sich in der Theorie sehr vielversprechend anhört, kann das Portal im Praxistest nur bedingt einlösen. Dies zeigt sich bei der Suche nach einem spezifischen Autor. Anders als bei einer herkömmlichen Suchmaschine wird der User zwar nicht von einer Link-Fülle erschlagen. Doch die Links, die literaturschweiz.ch auflistet, sind sehr unterschiedlich: Einerseits Inhalte, die über eine herkömmliche Suchmaschine eher schwierig zu finden sind. Andere Links wiederum führen zu wenig relevanten Inhalten und verwirren eher, als dass sie den Literaturinteressierten weiterführen. Damit löst das Portal sein Versprechen, einen «schnellen Zugang zu wichtigen Ressourcen» zu liefern, nur bedingt ein.
Lektüretipp nach Zufallsprinzip
Besser und benutzerfreundlicher als die Suchmaschine ist der Service-Teil des Portals: Einerseits liefert die Agenda einen Überblick über alle Lesungen in der Schweiz. Man sucht nach einer spezifischen Stadt oder nach einem Datum – und erhält eine detaillierte Übersicht zu allen Veranstaltungen.
Andererseits punktet das Portal mit der Rubrik «Lesetipp». Hier erhält man nach Zufallsprinzip einen Buchvorschlag – schön präsentiert mit Foto und einer kurzen Inhaltsangabe. Das ist gegenüber anderen Websites einen echten Mehrwert und macht Lust, die Schweizer Literatur über bekannte Namen hinaus zu entdecken.
Schweizer Literatur besser vermarkten
Die Website wird zwar redaktionell betreut – dies aber kaum inhaltlich, sondern hauptsächlich, was Auswahl und Aufbereitung der Links und Quellen betrifft. Literaturschweiz.ch liefert wenig eigenen Inhalt, sondern macht sich verschiedene, bereits existierende Portale zu Nutze: So ist etwa die Agenda mit werliestwo.ch verlinkt, die Buchtipps wiederum stammen von readme.cc.
Das selbsterklärte Ziel des Vereins «LiteraturSchweiz» ist es, die Schweizer Literaturszene auf einem Portal zu vereinen – und so letztlich mehr Aufmerksamkeit für die Schweizer Literatur gerade auch im Ausland zu generieren. Damit füllt das Portal zwar eine wichtige Lücke – auf Google & Co. kann vorerst dennoch nicht verzichtet werden.