Worum geht's?
Die Idee zum Twitter-Bot stammt vom Westschweizer-Journalist François Pilet . Bei der Recherche für eine Geschichte fand er heraus, dass Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, der Staatspräsident von Äquatorialguinea, auffällig oft nach Genf fliegt. Er fragte sich: Was macht er so oft in Genf? Welche Autokraten landen sonst noch hier? Wie könnte man das transparent machen?
Die Antwort war gar nicht so kompliziert: Jedes Flugzeug sendet ständig Daten über Flugrichtung, Flughöhe und Flugnummer. Es gibt viele Flugzeug-Enthusiasten, die diese Daten mit eigenen Empfängern aufzeichnen und veröffentlichen – auch in Genf.
Wenn man jetzt noch weiss, welche Flugzeuge zu autoritären Regimen gehören, muss man eigentlich nur noch einen Bot programmieren, der diese Daten überwacht – und jedes mal, wenn eine Maschine mit einer bestimmten Flugnummer startet oder landet, automatisch einen Tweet sendet.
Welche Länder als autoritär gelten, gleicht Pilet mit dem « Democracy Index » ab, der von der Economist Intelligence Unit veröffentlicht wird. Dazu zählen Länder wie Algerien, Kuwait oder Angola – aber auch Russland.
Darum ist's wichtig
Diktatoren reisen gerne im Geheimen. Der Twitter-Bot @GVA_Watcher bringt erstmals etwas Transparenz. Wer aber genau an Bord der Maschinen ist, weiss man natürlich nicht. Auch ob die Flüge aus diplomatischen Gründen erfolgen oder zum Beispiel dazu dienen, Geld aus dem Land zu schaffen, bleibt unklar.
Diese Recherchen ist Aufgabe der Journalisten. Dank der Bots können sie nun Reise-Muster genauer erkennen und untersuchen. Manchmal reicht es schon zu wissen, dass eine Airline überhaupt in Genf landet. Im Fall des Staatspräsidenten von Äquatorialguinea zum Beispiel: dessen Airline dürfte den europäischen Luftraum eigentlich gar nicht betreten, wie Pilet in der Zeitschrift «L'Hebdo» schreibt .
The Verge: This Twitter bot is tracking dictators' flights in and out of Geneva