Worum geht's?
Wikileaks enthüllt, aber im Moment irritiert die Plattform primär. Zwei grössere Leaks stellte Wikileaks in den letzten Wochen online: die 300'000 E-Mails von oder an Politiker der türkischen AKP-Partei und 20'000 Mails der ranghohen Mitglieder des Democratic National Committee (DNC).
Die anschliessende Kritik war heftig: wenig brisant, kaum politische Relevanz oder öffentliches Interesse, dafür aber die krasse Verletzung der Privatssphäre von Millionen von Bürgern.
Dazu kommt beim DNC-Leak der Vorwurf, dass Wikileaks die Daten vom russischen Geheimdienst erhalten habe – und sich damit im US-amerikanischen Wahlkampf von einem ausländischen Regime instrumentalisieren lassen .
Dass die Plattform auf ihrem Twitteraccount anfing , antisemitische Tweets abzusetzen , half da auch nicht.
Warum ist's interessant?
Zwar ist die Kritik nicht neu, aber ungewohnt heftig. Wikileaks verspiele gerade die Glaubwürdigkeit. «Wikileaks is a pastebin for spooks, and they’re happy to be used that way», sagt der Wikileaks-Experte Nicholas Weaver von der University of California.
Auch ein sehr prominenter Whistlerblower hat sich in die Phalanx der Kritiker eingereiht: Edward Snowden moniert, es sei ein Fehler von Wikileaks, Datensätze unbearbeitet ins Netz zu stellen.
Dazu muss man wissen: Wikileaks hatte Snowden damals bei seiner Flucht nach Russland geholfen. Dass er jetzt so deutliche Worte wählt, ist bemerkenswert
Fakt ist: Die zwei wichtigsten Enthüllungen der vergangenen Jahre – die NSA-Dokumente und die Panama Papers – liefen nicht über Wikileaks, sondern über renommierte Medien wie die New York Times, der Süddeutschen Zeitung und dem Guardian. Also über professionelle Journalisten, die die Daten sichten, kuratieren, auswählen und aufbereiten.
Wenn man als Whistleblower heute ernst genommen werden will, dann geht man nicht mehr zu Wikileaks.