Die Seite «Snow Fall» erzählt die wahre Geschichte von 16 professionellen Freeride-Fahrern, darunter auch Weltcup-Sieger, die sich treffen, um den Tunnel Creek, einer Region im Staat Washington, herunter zu fahren. Aus der geplanten Promo-Veranstaltung wird eine Höllenfahrt, denn einige der Teilnehmer lösen eine Lawine aus: vier werden von der Lawine mitgerissen, drei sterben und eine Person überlebt.
Die fünf Akte der Tragödie
Faszinierend an «Snow Fall» ist die Form und die Aufmachung der Reportage: Das Wechselspiel von Text, Audio, Video, imposanten Fotos und Animationen.
Anhand von Handy-Videos, Animationen, Fotos, Telefonmitschnitten wird die dramatische Geschichte der 16 Protagonisten in 5 Kapiteln nacherzählt, gleich den fünf Akten einer Tragödie: Das Ziel, die Anreise, die Abfahrt, der Abgang der Lawine und schliesslich die Rettung beziehungsweise die Bergung.
Nicht nur die Dramaturgie von «Snow Fall» ist gut gewählt, sondern vor allem die Erzählweise. Text und Video greifen organisch ineinander oder sie fliessen sogar in einander über.
Wenn Text und Animation verschmelzen
Im Kapitel «Blur of white» erfährt der Leser im Text, wie fünf der Freerider den Lawinenabgang kommen sehen. Die darauffolgende Animation startet automatisch und zeichnet die Abwärtsbewegung der Lawine in Echtzeit nach. Die Animation ist nur leicht vom Text abgegrenzt und es entsteht der Eindruck beim Leser, die Webseite fliesse wie die dargestellte Lawine hinunter und führe zum nächsten Text.
Die weniger spektakulär dargestellten Kapitel überzeugen durch eine flüssige Durchmischung der Elemente Text, Video und Audio, die diese Höllenfahrt nachvollziehbar macht. Die Webseite «Snow Fall» ist gut erzählt, visuell reduziert und hoch ästhetisch - irgendwo zwischen Zeitungsartikel, Bildband und Film.
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Nicht alltagstauglich, aber zukunftsweisend
Interaktive Geschichten sind im Web nicht neu. Unzählige Webdokus beweisen wie viel Kreativität im Netz zu finden ist.
Doch «Snow Fall» ist keine Webdoku, die Seite erinnert mehr an das reduzierte Layout einer Zeitung oder eines Online-Magazins. Die fliessende, multimediale Erzählweise ist sicher richtungsweisend, doch in diesem Projekt stecken monatelange Arbeit an Konzept, Animationen und technischen Ressourcen - und vor allem eines: viel Geld.
Die Seite ist unverkennbar ein Prestige-Projekt und nur durch sehr hohe Investitionen finanzierbar. Die Form ist also zukunftsweisend, doch nicht alltagstauglich.