Worum geht's?
Twitter ist ein integraler Bestandteil im Alltag der Einwohner der südspanischen Stadt Jun. Die Stadt liegt in der Nähe von Granada, hat rund 3500 Einwohner. Wer einen Termin für eine neue ID braucht, schickt einen Tweet an das entsprechende Amt. Ist der Park sehr verschmutzt, twittert man das der Stadtreinigung. Auch das Mittagsmenu der öffentlichen Schulen erfährt man auf dem Kurznachrichtendienst.
Die Idee hatte der Bürgermeister von Jun, Rodriguez Salas, er hat selbst 400'000 Follower auf Twitter. Salas hat dafür gesorgt, dass alle Angestellten, vom Polizisten bis zum Strassenfeger, einen Twitter-Account haben und den auch benutzen. Selbst die Putzmaschine twittert.
Warum ist's interessant?
Der Verwaltungsapparat wurde dank der schnellen Kommunikation durch Twitter verschlankt: Laut Salas können jährlich über 10 Prozent Verwaltungskosten eingespart werden. Der Bürgermeister ist begeistert von Transparenz und der Geschwindigkeit der Kommunikation – und bekommt auch viele positive Reaktionen aus der Bevölkerung.
Dass die «Twitter-Verwaltung» in Jun so gut funktioniert, hat vor allem mit der Grösse zu tun: Eine Kleinstadt mit 3500 Einwohnern ist überschaubar. Mit einer grösseren Bevölkerung wären die Anfragen per Twitter nicht so einfach zu bewältigen. Dazu kommt, dass Twitter bei komplexeren Anfragen versagt – allein durch die eingeschränkte Zeichenzahl.
Ausserdem sind alle Bürger ausgeschlossen, die keinen Twitter-Account haben – und das ist doch immerhin die Hälfte von Juns Bevölkerung. Das öffentliche Leben muss also trotzdem ohne das Soziale Netzwerk funktionieren. Für den Bürgermeister Salas heisst das aber: Schon die Kleinsten müssen an Twitter herangeführt werden. Seine im April geborene Tochter fing schon aus dem Spital an zu twittern.