Worum geht’s?
Fast die Hälfte aller Weltsprachen ist vom Aussterben bedroht. In den letzten Jahren jedoch hat sich das Internet zum «Sprachenretter» entwickelt: Mit Apps und Website soll der Untergang bedrohter Sprachen verhindert werden.
Ein Mitglied des Chickawaw-Stamms – ein indigenes US-amerikanisches Volk mit 38'000 Mitgliedern – hat beispielsweise eine App entwickelt. Sie hilft Stammesmitgliedern, das in Vergessenheit geratende Chickawaw-Alphabet zu lernen. Ausserdem kann man sich Satzbeispiele oder schwierig aussprechbare Wörter anhören. Die App hat Erfolg: Vor allem junge Mitglieder des Stammes – also die, die Zukunft der Sprache bedeuten – nutzen die App.
Vor allem aber die jiddische Sprache erlebte dank dem Internet ein Revival, wie «Slate» berichtet . Auf der Website «Idishe Welt» etwa, einem Internetforum, tauschen sich User auf Jiddisch aus. Die Seite zählt monatlich über 200‘000 Besucher. Auch das Forum «Kave Shtiebel» , zu Deutsch «Kaffeehaus», wird monatlich von über 50'000 Usern – nicht nur zum Kaffeeklatsch – besucht: Aktuelle Themen, aber auch das jüdische Gesetz werden dort besprochen.
Der Grosskonzern Google mischt ebenfalls beim Kampf ums Überleben mit: Auf der Seite «Endangered Languages» , eine Art Wikipedia für bedrohte Sprachen, werden seit 2012 Informationen zu den Sprachen gesammelt. Fast 180 sind schon auf der Seite erfasst. Die Seite funktioniert ähnlich wie Wikipedia: Jeder kann Hörbeispiele, Audios, Erklärung zu Grammatik, aber auch Links mit weiterführender Literatur hochladen.
Warum ist’s interessant?
Mit dem Aufkommen der digitalen Technologien wird immer wieder der Untergang der gepflegten Sprache prophezeit: Emojis statt zu Papier gebrachte Gefühle, Abkürzungen statt ausformulierte Gedanken.
Doch ausgerechnet das Internet scheint ein geeigneter Ort zu sein, um bedrohte Sprachen wiederzubeleben. Hier kommen den Sprachen die Vorteile des Internets zugute: Man kann sich leicht austauschen, die Informationen zu den Sprachen sind für alle und vor allem auch überall abrufbar. Ausserdem macht auch die junge Generation mit.