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Ein iPad mit dem Bild der Tänzerin.
Legende: Den Körper zu strippen, kläre den Kopf, findet Burlesque-Tänzerin Emma Mylan. ZHdK

Netzwelt Zürich «by night»: von Burlesque bis zur Feuerwehr

Zürich schläft nicht. Während die einen feiern, putzt die Stadtreinigung die Strassen und ein Nachtwächter hängt kurz seinen Gedanken nach. Studenten der ZHdK porträtieren sieben Nachtarbeiter in der interaktiven App «Nachtschichten»: von der Burlesque-Tänzerin bis zum Feuerwehrmann.

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Es ist Nacht in Zürich. Die meisten Menschen schlafen, doch gleichzeitig halten unzählige Menschen das urbane Leben am Laufen. Die interaktive App «Nachtschichten» porträtiert sieben Nachtarbeiter und Nachtarbeiterinnen: eine Burlesque-Tänzerin, einen Nachtwächter, einen Feuerwehrmann, eine Unterwäsche-Designerin, einen Strassenreiniger, eine Clubmanagerin und einen Zeitungsdrucker.

Die Porträts zeigen sehr unterschiedliche Menschen: laute, leise, glamouröse und bescheidene. Beim Starten der App, fällt der Blick zunächst auf viel nackte Haut. Es geht um eine Unterwäsche-Designerin, um Sex, um Tatoos und der Autor schreibt recht ungefiltert über die Interessen seiner männlichen Freunde. Doch die überzeugendsten Geschichten, sind nicht die, die am meisten Krach machen. Es sind die einfachen, uneitlen.

Das extreme Leben eines Feuerwehrmanns

Feuerwehrmann Merkli
Legende: «Einprägsam»: Feuerwehrmann Merkli ist einer der Porträtierten. ZhdK

Feuerwehrmann Toby Merkli ist ein freundlicher, ruhiger Mann, ein Fels. Seinen Job sieht der gelernte Forstwart, eher als Allgemein- oder Katastrophenschutz, denn die Feuerwehr mache wesentlich mehr als nur feuerlöschen. Mit einem Augenzwinkern erzählt er, dass er sein Helfersydrom voll ausleben könne. Es ginge nämlich mehr um Menschen als um Häuser. Im Laufe des Gesprächs, in dem man viel über Arbeitsabläufe, gelegentliche Probleme mit dem Zürcher Partyvolk und die unterschiedlichen Seiten des Stadtlebens erfährt, erzählt Merkli auch von extremen Situationen.

Einprägsam für Feuerwehrmann Merkli, wie für die User der App, ist der Moment in dem er von einer Frau erzählt, die er vom Kinderspital abholt. Ihre Tochter liegt dort. Die Frau hatte grade ihr Kind verlassen im Wissen, dass am nächsten Tag die lebenserhaltenden Massnahmen abgestellt werden. Das bleibt.

Printreportagen in «iPad» übersetzen

Jede Geschichte ist gleich aufgebaut: erst eine Bildergeschichte, dann ein Video. Die Interaktivität der App besteht darin, dass die User selbst bestimmen wie lange sie bei einem Bild verweilen, und wann sie umblättern. Das ist wenig Mitbestimmung, aber wird dem Format gerecht.

Gruppenfoto der Team-Mitglieder
Legende: Das Team der ZHdK: Die Newcomer von morgen und ihr Lehrer. ZHdK

Studenten des 5. Semesters des Studiengangs CAST an der Zürcher Hochschule der Künste haben das Design und alle Inhalte der App entwickelt, lediglich die Programmierung wurde an das Astronaut Magazin in Berlin weitergegeben.

Nico Lypitkas, leitender Dozent bei diesem Projekt, beschreibt den Anspruch an die Studierenden folgendermassen: Das Ziel bei «Nachtschichten» sei es gewesen neue Erzählform zu entwickeln, die die Möglichkeiten des iPads voll ausschöpfen. Das Erleben der Printreportage sollte übersetzt werden. Daher hätten sie auch auf Facebook- oder Twitterbuttons verzichtet. Der Benutzer solle sich Zeit nehmen und selbst entscheiden können, wann er umblättere.

Kein Kurzfutter

Auch die Videos sind nicht als Kurzfutter gedacht. Mit einer Länge von vier bis knapp neun Minuten liegen sie weit über der Dauer von üblichen Webvideos und das tut dem Projekt gut – wobei manche Videos durchaus eine Kürzung vertragen könnten. Obwohl die Qualität der Beiträge schwankt und den Geschichten ein wenig Individualität im Aufbau nicht geschadet hätte, verfehlt die App ihr Ziel nicht: «Nachtschichten» bleibt kurzweilig und das Lesen und Schauen ist benutzerfreundlich gestaltet. So geht es wohl auch den anderen Usern im iTunes Store, die das Projekt durchweg sehr gut bewerten. Die App ist gratis erhältlich.

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