Worum geht’s?
Google weiss, wer im Netz wonach sucht – und schaltet personalisierte Werbung. Diesen Algorithmus nutzt das Unternehmen nun auch für den Kampf gegen den Terror.
Sucht ein User bei Google zum Beispiel nach «fatwa in syria», bestimmten Slogans der Terroristen oder Namen von IS-Führern, bekommt er automatisch Links zu Videos angezeigt, die über den Terror des IS aufklären sollen.
Das ist zum Beispiel ein Video, in dem ein Imam darlegt, dass der Gotteskampf keine Grundlage im Koran hat oder eine Frau über die vermeintliche Frömmigkeit im Kalifat spricht.
Die Videos sind nicht von Google produziert oder in Auftrag gegeben, sie kursieren bereits im Netz und sollen durch Authentizität Einfluss nehmen.
Warum ist’s interessant?
Wer mit dem Gedanken spielt, sich dem Islamischen Staat anzuschliessen, ist anfällig für Propaganda und das Internet ist voll davon. Die führenden Internetkonzerne Facebook, Twitter und Google kämpfen seit Jahren dagegen, Terroristen eine Plattform für Propaganda und Rekrutierung zu bieten. Twitter scheiterte bereits im Kampf gegen den IS: Tausende IS-nahe Accounts wurden geschlossen, tauchten aber immer wieder auf.
Google testete seine Anti-Terror-Werbung drei Monate lang. Nach Angaben des Unternehmens wurden über 300'000 User zu den ausgewählten Youtube-Videos geleitet.
Das klingt nach einem Erfolg und wenig Hintersinn. Problematisch ist allerdings, dass Google somit Suchergebnisse bewusst verändert und damit das Recht auf freie Meinungs- und Redefreiheit gefährdet. Zudem könnte das Instrument auch genutzt werden, um politische Positionen zu beeinflussen.
In der Politik wird Googles Vorstoss vorwiegend positiv bewertet: In den USA soll die «Gegenwerbung» von nun an auch bei Suchanfragen von Sympathisanten mit der rechtsradikalen Szene angewendet werden, die EU will das Instrument nutzen, wenn wieder vermehrt Propaganda verbreitet wird.
- Wired über Googles Vorgehen gegen IS-Propaganda im Netz
- Hashtag des Google Thinktanks, das an der Gegen-Propaganda arbeitet, auf Twitter: #jigsaw