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Reaktion auf Charlottesville Kein Platz für Rassisten – Airbnb verbannt Neonazis

Wer mit Ultrarechten Kontakte pflegt, kann in Zukunft auf Airbnb keine Wohnung mehr mieten. Darf das Unternehmen die Gesinnung bestrafen?

Worum geht's?

Am letzten Wochenende erhielt Airbnb viele Anfragen von unliebsamen Gästen: Neonazis und Alt-Right-Anhängern, die rund um den Aufmarsch von Rechtsradikalen in der US-amerikanischenStadt Charlottesville eine Unterkunft suchten. Als Reaktion sperrte und löschte Airbnb die Profile von ultrarechten Nutzern. Um herauszufinden, wer ein Neonazi ist, führt Airbnb Hintergrundchecks bei verdächtigen Nutzern durch und analysierte deren öffentliches Verhalten im Netz.

Mit diesem Boykott von Rechtsradikalen ist Airbnb nicht alleine: Auch andere Firmen aus dem Silicon Valley verbannten in den letzten Tagen Alt-Right-Anhänger von ihren Plattformen: Etwa PayPal oder die Crowd-Funding-Seite Patreon. Ein Webhost hat dem rechtsradikalen Blog «Daily Stormer» gekündigt. Auch bei Google ist diese Seite abgeblitzt und nun offline.

Warum ist's interessant?

Firmen wie Airbnb wollen nach Charlottesville eine klare Haltung zeigen: Wer Kontakte zu Rechtsaussen pflegt, darf nicht mehr mitmachen. Airbnb und sein CEO Brian Chesky erhielt dafür im Netz viel Lob.

Doch das Vorgehen von Airbnb wirft auch Fragen auf. Nutzer wegen deren politischer Gesinnung abkanzeln: Darf man das?

Juristisch gesehen ist Airbnb im Recht: Gäste zu überprüfen und aus ihrer Community zu werfen, gehört in den USA zum Hausrecht. Das Unternehmen kann sich zudem auf seine AGB abstützen: Dort muss jeder bestätigen, dass er keine Vorbehalte gegenüber Personen mit anderer Hautfarbe oder Religion hegt.

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Wir sprechen über aktuelle Geschichten und Debatten im Internet. Von Montag bis Donnerstag um 17.40 Uhr in der Rubrik «Screenshot» bei Radio SRF 2 Kultur.

In den Medien wurde die Frage «Darf man das?» auch aus ethischer Sicht gestellt: Wenn etwa Airbnb mit moralisch argumentiert, muss die Platform dann nicht konsequenterweise auch andere von ihrem Dienst ausschliessen? Etwa Hooligans, die zu Fussballspielen reisen, oder Aktivisten, die am G20-Gipfel randalierten?

Zudem könnten Airbnb und andere Firmen durch den Ausschluss von Rechtsradikalen die Fronten verhärten. Denn als Folge schaffen diese sich nun eigene Dienste im Netz. Während ihre Weltanschauung an einigen Orten nicht mehr toleriert wird, bauen sie sich an anderen neue, widerspruchsfreie Tummelplätze.

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