Worum geht's?
Es waren einmal zwei Brüder. Jacob und Wilhelm Grimm. Heute kennt jedes Kind ihre Märchen-Sammlung: Rotkäppchen und Rapunzel, der Froschkönig und der gestiefelte Kater – fast alle bekannten Märchenfiguren sind darin versammelt.
Wer in der Original-Ausgabe der Grimm-Märchen von 1812 blättern möchte, kann das auf einem neuen Online-Portal tun. Die zwei vergilbten Bände mit Randnotizen der Verfasser sind das Herzstück eines Webprojekts zu den Brüdern Grimm.
Eingerichtet haben es die Universität Kassel und das Hessische Staatsarchiv. Sie sind daran, alle Bestände zu den beiden Brüdern und zur Familie Grimm zu digitalisieren, die bei ihnen in den Archiven liegen. Und zwar wirklich alle.
Mit akademischem Eifer wird möglichst jedes Bild, jeder Notizzettel, jede Urkunde, jeder Zeitungsartikel zu den Grimms auf der Webseite zusammengetragen.
Insgesamt 54'000 Dokumente sind es bisher, weitere folgen. Darunter sind über 2300 Briefe von und an die Brüder Grimm.
Warum ist's interessant?
Die Seite ist übersichtlich nach Themen und Schlagworten geordnet. Trotzdem fühlt es sich an, als wäre man alleine in einem riesigen Archiv ausgesetzt worden: Hier Fraktur, dort Latein oder kaum entzifferbare Handschriften. Wer mehr Informationen zu einem Dokument will, wird häufig zu Wikipedia weitergeleitet.
Aber wer etwas stöbert, findet auf der Seite Kurioses: Etwa Märchen-Kupferstiche von 1825. Oder Kinderzeichnungen der kleinen Brüder Grimm.
Man kann nachlesen, was Jacob Grimm 1852 in einer Vorlesung zu «Dornröschen» über «Frauennamen aus Blumen» erzählt. Oder kann aus Randnotizen in der ersten Ausgabe der Grimm-Märchen ableiten, was sie am ersten Druck noch verbessern wollten.
Zur grimmschen Märchenwelt gehören hier nicht nur verzauberte Prinzen und fesche Prinzessinnen – sondern auch haufenweise Notizen, Abhandlungen und bürokratische Blätter.