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Netzwelt #OscarsSoWhite – Was steckt hinter dem Oscar-Boykott?

Hollywood-Grössen Spike Lee und Jada Pinkett Smith boykottieren die diesjährige Oscar-Verleihung. Grund ist die Nichtnominierung von afroamerikanischen Schauspielern. Viele Stars äussern Kritik – die Academy redet sich raus.

Nach 2015 sind auch 2016 erneut keine schwarzen Schauspieler für den Oscar nominiert. Die Juristin und Twitter-Userin April Reign beschwerte sich letztes Jahr mit dem Hashtag #OscarsSoWhite.

Im Vergleich zu 2015 griffen dieses Jahr viele Medien (z.B. Variety) die Geschichte auf und machten daraus ein nationales Thema, das viele Reaktionen auslöste.

Boykott der Stars

Am 18. Januar gab Regisseur Spike Lee auf Instagram bekannt, dass er aus Protest nicht an den Oscar-Verleihungen teilnehmen werde. «Wie ist es möglich, dass zum zweiten Jahr in Folge alle 20 Anwärter in der Schauspielkategorie weiss sind?», fragte er.

Am selben Tag veröffentlichte Schauspielerin Jada Pinkett Smith ein Video auf Facebook, in dem sie zum Boykott der Oscar-Verleihungen aufrief. Das Video wurde innerhalb von 2 Tagen 256'000 geteilt und 225'000 gelikt.

Weitere Schauspieler schlossen sich an und kritisierten die Academy. So Idris Elba, George Clooney, David Oyelowo und jüngst Will Smith – er fühle sich «unwohl, dort zu stehen und zu sagen, dass das in Ordnung ist».

Auch Regisseur Michael Moore schloss sich dem Boykott an, wie er auf Twitter verkündete:

Moderiert werden die Oscars in diesem Jahr vom afroamerikanischen Comedian Chris Rock. Noch hat er sich nicht geäussert – wurde aber von Rapper 50 Cent inständig gebeten, die Show ebenfalls zu boykottieren: «Do not do the oscars.»

Die Antwort der Academy

Die Antwort der afroamerikanischen Academy-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs liess nicht lange auf sich warten. Sie sei frustriert und es sei Zeit für einen Wandel, schrieb sie. Ausserdem soll die Academy vielfältiger werden.

Das Statement löste wiederum eine grosse Diskussion auf Twitter aus, ob schlussendlich die schauspielerische Leistung oder Hautfarbe wichtiger für eine Nomination für die Oscars sei.

Anders als die Präsidentin verteidigt Academy-Mitglied Penelope Ann Miller die Academy. «Die meisten Filme aus dem Jahr 2015 handelten von weissen Leuten. Die grossen Studios müssten das ändern, nicht die Academy. Wir können nichts machen», sagte sie dem Hollywood Reporter. Und damit hat so wohl nicht ganz unrecht, denn Hollywood ist immer noch die Traumfabrik, in der weisse Leute weisse Träume für ein weisses Publikum produzieren.

Was bringt's?

Die grosse Frage ist: Was bewirkt die Diskussion um #OscarsSoWhite? Denn Resultate wird man wohl erst sehen, wenn in Hollywood alte Strukturen aufgebrochen werden und mehr Minderheiten am Ruder sitzen – vor allem hinter den Kulissen.

Ganz ähnlich sieht dies die afroamerikanische Regisseurin Ava DuVeray, die letztes mit ihrem Film «Selma» die Zuschauer begeisterte – aber nicht für einen Oscar nominiert wurde: Sie hält sich bewusst aus den Diskussionen um «Weisse Oscars» heraus und warnt davor, den Hollywood-Zirkus zu wichtig zu nehmen, wie sie gegenüber Radio SRF 2 Kultur sagte. Vielmehr ist sie entschlossen, eine einflussreiche Alternative zu schaffen – mit einer eigenen Produktions- und Vertriebsfirma.

Schlussendlich hat auch das Publikum Einfluss, sagt New York-Kulturkorrespondentin Sacha Verna gegenüber Radio SRF 2 Kultur: Denn letztendlich entscheide die Kinokasse, was produziert wird. Und so lange das Publikum vor allem weisse Filme, weisse Helden und weisse Dramen sehen will, steigt auch der Druck auf die Studiobosse nicht, andere Inhalte zu produzieren,.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 21.1.2016, 6.50 Uhr.

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