Das Wichtigste in Kürze:
- Ein Schweizer Hilfswerk, eine renommierte Versicherung, eine Schweizer Hochschule und ein Zürcher Konzertlokal werben mit Bannern auf dem rechtspopulistischen US-Newsportal Breitbart .
- Die meisten Unternehmen reagieren auf Anfrage von SRF ahnungslos . Wie ihre Anzeigen auf Breitbart landen, ist ihnen nicht bewusst.
- In Deutschland werden zur Zeit auf Twitter unter dem Hashtag #KeinGeldfuerRechte Unternehmen auf die Werbebanner aufmerksam gemacht.
Reisserische Schlagzeilen, Halbwahrheiten und Hetze gegen Homosexuelle und Migrantinnen: Das amerikanische Nachrichtenportal Breitbart sorgte besonders während den US-Wahlen für Gesprächsstoff, auch über die Grenzen der USA hinaus.
Das Gesicht der Seite war lange Zeit Steve Bannon , der Präsident Trumps Chefstratege und engster Berater wird. Wenn der Werbebanner einer Firma auf dem Portal auftaucht, hat das also auch eine politische Dimension. Umso erstaunlicher, dass dort am rechten Rand ein Schweizer Hilfswerk um Spenden wirbt.
Kaum eine Firma weiss von den Anzeigen
Auch eine renommierte Versicherung, eine Schweizer Hochschule und ein Zürcher Konzertlokal tauchen mit Anzeigen auf, wenn man Breitbart aus der Schweiz aufruft. Weshalb werben diese Firmen auf einer so umstrittenen Seite?
Absicht ist das kaum. Die meisten Unternehmen reagieren auf Anfrage von SRF ahnungslos. Wie ihre Anzeigen auf Breitbart landen, ist ihnen nicht bewusst. Viel eher liegt es daran, wie Werbung im Netz funktioniert.
Die Werbung passt sich dem Nutzer an
Wie andere Onlineportale auch, finanziert Breitbart sich vor allem durch Einnahmen aus Werbung, also durch Anzeigen, die auf der Seite auftauchen und Geld einbringen, wenn jemand darauf klickt. Was dort erscheint, ist aber nicht bei jedem Nutzer dasselbe.
Je nachdem welche Suchbegriffe man eingibt, welche Seiten man häufig besucht oder von wo aus man sie aufruft, werden andere Firmen oder Produkte angezeigt. Ebenso je nachdem ob man Mann oder Frau ist, jung oder alt.
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Welche Werbung zu wem passt, das wählen Agenturen aus. Die meisten benutzerspezifischen Anzeigen in dieser Art verwaltet Google, der Goliath der Onlinewerbung, mit seinem Dienst Google AdWords. Im Fall von Breitbart haben die Schweizer Firmen ihre Anzeigen also nicht selbst dort untergebracht, sondern Google.
Kein Geld für Rechte
In Amerika erntet Google für die Wahl seines Werbepartners bereits Kritik: andere Werbeagenturen haben sich entschlossen, nicht mit dem Newsportal Breitbart zusammenzuarbeiten. Und in Deutschland werden zur Zeit auf Twitter unter dem Hashtag #KeinGeldfuerRechte Unternehmen auf die Werbebanner aufmerksam gemacht, wie Spiegel Online berichtet.
Denn obwohl Google ohne Wissen der Firmen Anzeigen bei Breitbart platziert, können die Firmen das untersagen: indem sie die Seite auf eine schwarze Liste setzen, damit dort künftig keine Werbung mehr gezeigt wird.
So reagierten auch die meisten Unternehmen, die von SRF auf die Anzeigen angesprochen wurden, umgehend. Denn für viele Firmen, wie das Hilfswerk, ist es auch nicht sonderlich interessant, auf Breitbart nach potenziellen Kunden zu suchen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Screenshot, 07.12.2016, 17:40 Uhr