Worum geht's?
Die Schere zwischen arm und reich klafft weltweit auseinander: Noch nie war Wohlstand so ungleich verteilt wie heute.
Jeder kennt die Klischees von hungernden Kindern in Entwicklungsländern. Das Webprojekt Dollar Street möchte mit diesen Stereotypen aufräumen und der weltweiten Ungleichheit ein realistisches Gesicht geben. Denn kaum jemand macht sich ein Bild davon, wie vielfältig die Lebensumstände von Familien in Nigeria, Indien oder Schweden tatsächlich sind.
Für das Projekt Dollar Street besuchten Fotografen über 250 Familien aus aller Welt. In über 30'000 Bildern haben sie die Lebensumstände der Menschen akribisch dokumentiert.
In jedem Haushalt werden dieselben Gegenstände gezeigt: Das Dach, der Herd, die Zahnbürste, das liebste Spielzeug der Kinder.
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Bild 1 von 9. Die ärmsten Familien haben gar keine Zahnbürsten. In der Familie Macho aus Myanmar benutzt man die Finger, um sich die Zähne zu reinigen. Anstatt Zahncreme verwenden die Ärmsten der Welt oft Sand oder Lehm. Bildquelle: Dollar Street/Luc Forsyth.
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Bild 2 von 9. Andernorts - wie hier in Burkina Faso - benutzt man schmale Zweige, um die Zähne zu reinigen... Bildquelle: Dollar Street/Zoriah Miller.
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Bild 3 von 9. ... oder schnitzt daraus Zahnstocher (Familie Geenkai aus Papua Neu Guinea). Bildquelle: Dollar Street/Johan Eriksson .
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Bild 4 von 9. Im Gegensatz zu Zahncreme sind die gängigen Plastikzahnbürsten billig und halten lang. Vielsagend über Einkommensverhältnisse ist weniger, ob in einem Haushalt eine Zahnbürste vorhanden ist, sondern eher, wieviele sich eine Familie leisten kann. Im palästinensichen Gaza-Streifen teilt sich die ganze Familie Zyara eine Zahnbürste. Bildquelle: Dollar Street/Eman Jomaa.
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Bild 5 von 9. Familie Ahova aus der Elfenbeinküste nutzt die Konstruktion ihres Hauses, um die Zahnbürste hygienisch zu lagern. Bildquelle: Dollar Street/Zoriah Miller.
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Bild 6 von 9. In der Familie Wijianto aus Indonesien hat jedes Familienmitglied eine eigene Zahnbürste, die im Plastikhalter aufbewahrt werden. Bildquelle: Dollar Street/Gito Nirboyo.
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Bild 7 von 9. Bei Familie Acar aus der Türkei gibt es verschiedene Zahnbürsten und auch Zahncreme. Noch dazu kann die Familie die Zahnbürsten in einem seperaten und gefliessten Badezimmer deponieren und verfügt wahrscheinlich über fliessendes Wasser. Bildquelle: Dollar Street/Agata Skowronek.
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Bild 8 von 9. In den wohlhabendsten Haushalten gibt es für jedes Familienmitglied eine eigene Zahnbürste, die sogar den speziellen Bedürfnissen zugeschnitten ist. Bei der Familie Grabowski aus den USA gibt es Kinderzahnbürsten und Kinderzahncreme. Bildquelle: Anna Grabowska/Dollar Street.
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Bild 9 von 9. Familie Carasco aus Frankreich leistet sich gleich zwei elektrische Zahnbürsten, obwohl man das Gerät dank austauschbaren Aufsatz auch gemeinsam nutzen kann. Ein unerreichbarer Luxus für die ärmsten 1,2 Millarden Menschen auf der Welt, die sich nicht einmal eine Plastikzahnbürste leisten können. Bildquelle: Dollar Street/Ivan Guilbert.
Warum ist es interessant?
Dollar Street macht Armut vergleichbar. Man erkennt schnell, dass eine Familie in Haiti auf andere Art arm ist als eine Familie in der Ukraine. Und doch erkennt man beim Durchstöbern der Bilder, dass wir alle so unterschiedlich gar nicht sind.
Die Lebensumstände von Menschen, die ähnlich viel verdienen, sehen ungefähr ähnlich aus – weltweit. Das Badezimmer einer Familie in Nairobi, die 3000 Dollar verdient, unterscheidet sich nicht wesentlich von dem einer Familie in Stockholm mit vergleichbarem Monatseinkommen. Die Unterschiede innerhalb eines Landes können hingegen erschreckend sein.
Ob 50 oder 5000 Dollar Monatseinkommen: Menschen haben weltweit ähnliche Bedürfnisse. Alle brauchen einen geschützten Schlafplatz, eine Kochgelegenheit, einen Ort zum Händewaschen.
Das Einkommen entscheidet dabei nicht ob, sondern wie diese Bedürfnisse erfüllt werden. Wie bezieht ein Haushalt mit 40 Dollar Monatseinkommen sein Trinkwasser? Welchen Schmuck gibt es im Haus einer mittelständischen Familie in China? Und was können uns Zahnbürsten über Armut erzählen?
Dollar Street gibt detaillierten Einblick in die Privatsphäre von Menschen in der ganzen Welt. Das hilft, Vorurteile zu überwinden und über die eigenen Privilegien nachzudenken.